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Grundlagen der Musikkultur

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Weniger auffällig, als die Konzerte der großen Orchester unter berühmten Dirigenten und die Darbietungen erstklassiger Solisten in den Konzertsälen der Metropole, aber von nicht geringer Bedeutung für ein organisches Musikleben ist das bescheidene und kontinuierliche Wirken tüchtiger Musiker und begeisterter Musikfreunde auf dem Lande. Denn hier wird der Boden bereitet, auf dem künstlerische Höchstleistungen gedeihen, und hier wird auch jene breite Hörerschicht herangebildet, welcher der schaffende und ausübende Musiker — ob er nun im Konzertsaal oder vor dem Mikrophon auftritt— bedarf.

.Ohne Musikerziehung keine Musikkultur ist daher das richtige Leitwort, welches das C o 1-legium Musicum Baden unter der Leitung des Landesobmannes der Musikerzieher Niederösterreichs auf seinen reichhaltigen Rechenschaftsbericht über seine Tätigkeit in den Jahren 1946 bis 1949 geschrieben hat. In 25 Veranstaltungen wurden über 150 Kammermusikwerke aufgeführt, darunter 10 Uraufführungen und über 50 Erstaufführungen. Die Programme, welche von der Vorklassik bis zur Gegenwart reichen, sind abwechslungsreich, aber nicht bunt, da sie nach bestimmten unaufdringlich-instruktiven Gesichtspunkten zusammengestellt wurden. Die einzelnen Abende waren entweder bestimmten Meistern — auch zeitgenössischen — (je-widmet, oder es wurde ein Querschnitt durch eine bestimmte Gattung gegeben („Die Variation“), oder aber — eine für Hausmusikanten besonders anregende Programmfolge —, man spielte verschiedenartige Werke für eine bestimmte Besetzung („Vierhändig“, „Gitarremusik“ und anderes). Da sich die Ausführenden jeweils freiwillig zur Verfügung stellten, konnten die Konzerte bei freiem Eintritt jedermann zugänglich gemacht werden, und über 5000 Hörer haben bisher von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht. Und es heißt — unserer Meinung nach — nicht nur aus der Not eine Tugend machen, sondern einen beherzigenswerten Standpunkt vertreten, wenn die Leiter dieses Collegiums erklären: „Das Kunstwerk und sein Schöpfer stehen im Blickpunkt des Abends. Der ausübende Musiker ist nur Vermittler des Werkes, ein notwendiger, aber ersetzbarer Kulturfaktor. Wir veranstalten bewußt keine Konzerte zur Pflege eines ichsüchtigen Personenkults, sondern schöpfen aus den nieversiegenden Quellen unsterblicher Musik Kenntnis, Erkenntnis und Kraft für uns selbst und um sie anderen mitzuteilen.“

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