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JOSEF RECLA / LEIBESERZIEHUNG VOM GEIST HER

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Noch Dr. Josef R e c l a ist ein Spruch immer dos Ende einer langen Gedankenreihe, ihre Wiederf/abe in intensiver, konzentrierter Form. Es gibt nun kaum einen Spruch, der das Wesen dieses großen österreichischen Leibeserziehers besser charakterisieren könnte als dieser, sein eigener:

Was du für dich behältst,

hast du bereits verloren,

was du verschenkst,

ist dein für immer. Heute, am Höhepunkt seines Wirkens, gehört er zu den mar-

kantesten Persönlichkeiten, zu den stärksten Triebkräften für die Entfaltung der Theorie und Praxis der Leibeserziehung in unserer Zeit, nicht nur in Österreich, sondern im gesamten internationalen Raum. Es ist einer seiner Wesenszüge, schon ganz früh erkannt zu haben, daß der Sport auf geistiger Ebene entschieden wird, nicht im Turnsaal und nicht im Stadion. Daß wir eine weltweite, weltoffene, gemeinsame Plattform der Begegnung und Diskussion anstreben müssen. Daß wir uns in unserem Bemühen um eine zeitgemäße Leibeserziehung nicht auf unser kleines Land beschränken dürfen, wenn wir auch in Zukunft bestehen wollen.

Dr. Josef Recla wurde am 15. April 1905 als dritter Sohn seiner aus SüdUrol stammenden Eltern in Graz geboren. Er besuchte dort das Gymnasium und studierte dann an den Universitäten Graz und Innsbruck Leibesübungen, Geschichte und Geographie. Während seiner ganzen Studienzeit war er sportlich tätig und besuchte unermüdlich Lehrgänge im In- und Ausland, um seine Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. 1930 promovierte Recla mit einer turngeschichtlichen Dissertation in Inns-

bruck und legte dort auch seine Lehramtsprüfungen ab. Dann kamen Jahre des Mittelschul-dtenstes in Graz, Schtoaz und Dornbirn. 1935 heiratete er. Als Gebirgsjäger und Heeressportlehrer geriet er im zweiten Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft. Es war dies eine Zeit, die entscheidenden Anteil an der Formung seiner Persönlichkeit hatte.

Wieder in die Heimat zurückgekehrt, wurde er zunächst Lehrbeauftragter am Institut für Leibeserziehung der Universität Graz und 1948 fachlicher Leiter desselben. Er habilitierte sich 1956 mit einer Arbeit über die österreichische Turnerneuerung und wurde damit Uniuersitäts-dozent für „Geschichte und Theorie der Leibeserziehung“.

Sein wissenschaftliches Hauptwerk sind die Bibliographie und Dokumentation der Leibeserziehung. Hier gilt er als der Fachmann schlechthin! Daneben hielt er noch unzählige Vorträge, Vorlesungen und Lehrgänge im In-und Ausland. Besonders seine Art der „Kursgestaltung“ ist heute beispielgebend im gesamten internationalen Raum.

Zahlreich sind auch die persön-

lichen und wissenschaftlichen Kontakte mit dem In- und Ausland. In vielen internationalen Gremien bekleidet er hohe Funktionen. So ist er zum Beispiel Vizepräsident des Büros für Information und Dokumentation der Leibeserziehung und des Sports, Vorsitzender der internationalen Kommission für Bibliographie, ständiges Mitglied des Lehrkörpers der Olympischen Akademie und anderer Vereinigungen. Nicht unerwähnt darf ferner auch seine ständige Mitarbeit im Bereich der außerschulischen Leibesübungen bleiben. So war er vor 1938 Gauturn-wart, Landesjugendführer und schließlich Verbandskursleiter der christlich-deutschen Turnerschaft. Nach dem Krieg war er viele Jahre Bundeskursleiter der österreichischen Turn- und Sport-Union.

Wenn man nur rein sachlich den Lebensweg Dr. Reclas aufzeigen wollte, würde man seiner wirklichen Persönlichkeit nie gerecht werden. Nein, um Recla richtig verstehen zu können, muß man Kurse mit ihm erlebt haben, muj? man ihn persönlich vortragen gehört haben. Für ihn bedeutet Leibeserzieher sein, all das erstreben, was wahr, gut und schön ist.

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