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Digital In Arbeit

Ohne Veselsky

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„Jung, dynamisch, ein Manager muß er halt sein, mit großer betrieblicher Erfahrung“, dozierte kürzlich SPÖ- und Regierungschef Dr. Kreisky. „Mit großer betrieblicher Erfahrung“, betonte er besonders und warf dem ihm vis-ä-vis sitzenden Staatssekretär Dr. Ernst Eugen Veselsky einen Blick zu. Ort der Handlung: Bundeskanzleramt. Thema: Bestellung eines Nachfolgers für den verstorbenen ÖIAG-Generaldirektor Kothbauer.

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„Jung, dynamisch, ein Manager muß er halt sein, mit großer betrieblicher Erfahrung“, dozierte kürzlich SPÖ- und Regierungschef Dr. Kreisky. „Mit großer betrieblicher Erfahrung“, betonte er besonders und warf dem ihm vis-ä-vis sitzenden Staatssekretär Dr. Ernst Eugen Veselsky einen Blick zu. Ort der Handlung: Bundeskanzleramt. Thema: Bestellung eines Nachfolgers für den verstorbenen ÖIAG-Generaldirektor Kothbauer.

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Veselsky zog an seiner Pfeife und verstand: Der Traum ist aus — gestoppt die nicht geheim gebliebene Neigung für den obersten Job in der österreichischen Verstaatlichten. Die Kreiskysehe Qualifikation für den zukünftigen ÖIAG-Generaldirektor läßt es denn auch zu, eine Negativ-liste möglicher Kothbauer-Nach-folger zu erstellen: Nicht der derzeitige ÖIAG-Aufsichtsratsvorsit-zende Dr. Tauis. Nicht deshalb, weil er nicht jung, dynamisch und kein Manager wäre, nein, weil Taus schon abgewunken haben soll. Nicht wird es der bereits mehrmals von SPÖ-Seite genannte Ing. Meszaros, nicht auch irgendein anderer Sozialist, der bereits derzeit in einem direkten Arbeitsverhältnis zur ÖIAG oder einem Unternehmen der Ver-: staatlichten steht. Schon gar nicht wird es der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Dr. Pittermann, der noch vor Alexander Kothbauer genannt worden war. Angesichts des rigorosen Kreisky-Sietoens gewinnt ein Verdacht an Wahrscheinlichkeit, der in gewöhnlich bestens informierten Kreisen in der Umgebung der Kantgasse bereits in den vergangenen Monaten ungläubig Lauschenden präsentiert wurde. Daß nämlich Kreisky keine Lust zu haben scheint, einen SPÖler oder einem Unternehmen der Ver-der Nachfolge Kothbauers zu betrauen. Allzu politisch-gefährlich wäre das für ihn insofern nicht, als die Kompetenzen ja weiter im Bundeskanzleramt bleiben würden, mit dem Vorteil, aus der sicheren Dek-kung des Eigentümervertreters auf jeden — etwa auch — ÖVP-Generaldirektor „schießen“ zu können.

Ist schon das Dilemma der ÖIAG in Sachen neuer Generaldirektor arg genug, so liegen die Sachprobleme,, die ohne Übertreibung brennheiß

geworden sind, fast noch mehr im argen.

• Da ist einmal die Frage nach der künftigen Konstruktion für die Verbindung der ÖMV und der Linzer Stickstoffwerke. Ein geplatzter Fusionsbeschluß, Propagandaschlachten zwischen Linz und Schwechat, Präjudizierung der Chemiefusion durch Kooperationsvertrag der ÖSW mit der BASF sind bisher die Merkmale einer wenig fruchtbaren Zusammenarbeit.

• Ein Präjudiz auch durch den Auf-sichtsrat der Sohoeller-Bleckmann-Stahlwerke, der dem ÖIAG-Vorstand in einem Brief kaltschnäuzig mitteilte, daß an Stelle des langjährigen Generaldirektors Schnitzer und dessen Stellvertreters Fried! Cless — Friedl Steinbauer und Christian Fischer treten sollen. Wahrscheinlich in dem offenkundigen Bestreben, die beabsichtigte personelle Verknüpfung Böhler/Schoeller-Bleckmann als Vorstufe für eine weitergehende Kooperation (Fusion?) zu hintertreiben.

• Die Malaise um den Erzberg und damit zusammenhängend den gesamten Komplex der EdelEtahlfusion, vervollständigt durch ein zumindest wenig kooperativträchtiges Verhalten der Vereinigten österreichischen Stahl-Werke mit ihrem autonomen — sprich: nicht abgestimmten zehnjährigen Investitionsprogramm.

• Die Standortbestimmung für die Aluminium- und Buntmetallindustrie mit der immens wichtigen Klärung der Strompreisfrage ist dringlich. Und schließlich das verzweifelte Bemühen der verstaatlichten Elektroindustrie, durch große Investitionen für Erneuerung und Kapazitätserweiterung den Schritt ins nächste Jahrzehnt halbwegs konkurrenzfähig tun zu können.

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