6815256-1973_05_04.jpg
Digital In Arbeit

Die politische Industrie

19451960198020002020

Obwohl die Parteiengespräche zwischen ÖVP und SPÖ owie zwischen der Regierungspartei und der FPÖ über das Stahlfusionsgesetz“ noch weiterlaufen, scheinen die entschei-lenden Weichen mit der Einbringung des Gesetzentwurfes als Regierungsvorlage in das Parlament und mit der Zuweisung an len zuständigen Ausschuß bereits gestellt worden zu sein. Rückwirkend mit l. Jänner wird Österreich einen Stahlkonzern erhal-en, der sich international sehen lassen kann: VÖEST und Alpine-ifontan werden fusioniert, die Edelstahlfirmen Böhler, Schoeller-Jleckmann und Styria werden der neuen Konzernmutter alr Tochtergesellschaften angegliedert.

19451960198020002020

Obwohl die Parteiengespräche zwischen ÖVP und SPÖ owie zwischen der Regierungspartei und der FPÖ über das Stahlfusionsgesetz“ noch weiterlaufen, scheinen die entschei-lenden Weichen mit der Einbringung des Gesetzentwurfes als Regierungsvorlage in das Parlament und mit der Zuweisung an len zuständigen Ausschuß bereits gestellt worden zu sein. Rückwirkend mit l. Jänner wird Österreich einen Stahlkonzern erhal-en, der sich international sehen lassen kann: VÖEST und Alpine-ifontan werden fusioniert, die Edelstahlfirmen Böhler, Schoeller-Jleckmann und Styria werden der neuen Konzernmutter alr Tochtergesellschaften angegliedert.

Werbung
Werbung
Werbung

Analysiert man die Durchführung dieser Zusammenführung der Stahlunternehmen der verstaatlichten Industrie, so kann man einige bemerkenswerte Feststellungen treffen. Ganz im Gegensatz zu den Intentionen des seinerzeitigen Staatssekretärs und jetzigen Aufsichtsratspräsidenten Dr. Josef Taus ist die verstaatlichte Industrie heute wieder ganz in den Bereich der Politik übersiedelt. Sinn und Absicht der Gründung der ÖIG und später der ÖIAG war nämlich die Schaffung eines wirtschaftlich geführten Unternehmens, das alle staatlichen Aktivitäten in der verstaatlichten Industrie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten koordinieren sollte. Der Auftrag des Gesetzgebers zur schrittweisen branchenweisen Zusammenführung sollte es der ÖIAG ermöglichen, diesem Auftrag gerecht zu werden.

Es sei eine Illusion, in diesem Land zu glauben, daß es möglich sei, die wirtschaftlichen Gegebenheiten von den politischen Einflußnahmen zu trennen, sagte der Generaldirektor der ÖIAG, Dr. Franz Geist am Wochenende in einem ORF-Interview. Geist, der noch vor weniger als einem Jahr große Reformpläne in der Organisation der Dachgesellschaft für die verstaatlichten Betriebe verkündet hatte, scheint mit dieser Äußerung wohl endgültig auf den Boden der Realität zurückgekehrt zu sein. Wer könnte ihm das auch verübeln?

Hatte er noch im Vorjahr für die Schaffung von fünf großen „Divisions“ nach amerikanischem Vorbild plädiert und damit einer starken Konzernmutter ÖIAG das Wort geredet, muß er jetzt sehen, daß die Politiker die „Verstaatlichte“ nur ganz kurz losgelassen hatten.

Schon der erste Versuch einer branchenweisen Zusammenführung der chemischen Betriebe ÖSW und ÖMV ist nicht zuletzt aus politischen Gründen gescheitert. Übriggeblieben ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft, die Petrochemie Schwechat Ges. m. b. H., deren Aufsichtsrat in der Vorwoche nach mehr als einjährigen Verhandlungen eine wesentliche Kapazitätserweiterung beschlossen hat. Die Petrochemie Schwechat scheint damit ihre maximale Leistung in zwei Jahren zu erreichen; nach den Worten Geists will man jetzt zunächst abwarten, wie das erweiterte Unternehmen arbeitet, ehe man weitere Schritte setzt.

Obwohl die ÖIAG wie die beiden Großbetriebe der Mineralölverwaltung und der Stickstoffwerke an der Erstellung eines gemeinsamen Chemieplans nach wie vor arbeiten, scheint allen weiteren Plänen zur engeren Zusammenarbeit gegenwärtig nicht viel Erfolg beschieden zu sein.

Lediglich bei der elektrotechnischen Industrie hat der Zusammenschluß geklappt. Die Stahlindustrie wird jetzt auf Grund eines eigenen Gesetzes zusammengeführt, offen bleibt neben der Chemieindustrie aber auch die Nichteisenmetallbranche.

Bereits Mitte dieses Jahres soll ein Vorschlag der ÖIAG dem Aufsichtsrat übermittelt werden, der auch in diesem Bereich eine grundsätzliche Neuordnung vorsieht. Nach den Vorstellungen das ÖIAG-Vorstandes soll eine neue Metallwerkeaktiengesellschaft gegründet werden, deren Sitz Ranshofen sein könnte. Die drei Bereiche der österreichischen Buntmetallindustrie sollten von dieser neuen Gesellschaft betreut werden. Für Kupfer soll ein eigener Bereich geschaffen werden, ein zweiter für Blei und Zink und der dritte Bereich die Aluminiumindustrie.

Der Versuch zur branchenweisen Zusammenführung geht also weiter: offen bleibt aber nach wie vor die ?rage der Zusammenarbeit in der 3IAG. Nach wie vor steht die Drohung ihres geistigen Vaters, des ftufsichtsratspräsidenten Dr. Taus im Saum, seinen Posten zu verlassen, venn nicht Gewähr zu besserer Zusammenarbeit geleistet werden könnte. Nach den letzten einsamen Beschlüssen des Bundeskanzlers und der Regierungspartei l in weite Ferne gerückt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung