Post leidet unter Zölibat

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Nach heftig geführten öffentlichen Debatten über emotional aufgeladene Themen erhält man besonders viel Post. Das Kirchenthema Zölibat belastet zunächst gewiß einmal die Briefträger. So sei an dieser Stelle versucht, einiges klarzustellen.

"Ist Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen keine Bereicherung für Kirche und Welt mehr?" fragt ein Priester. Ja, sie ist es. Und den vielen Priestern, die sie halten, sei Anerkennung, Dank und Reverenz erwiesen. Aber man muß den Zölibat heute anders begründen als früher, als jede sexuelle Lust als Übel galt. Und bei zeitgemäßen Begründungen muß man aufpassen, daß keine Diskriminierung von Eheleuten draus wird, was im Konzilsdekret "Optatam totius" wohl der Fall ist, wenn man dort unter 10,2 liest, Priester würden durch den Zölibat "eine höhere menschliche Reife gewinnen und die Seligkeit des Evangeliums tiefer erfahren".

Aber auch Befürworter einer Befreiung der Weltpriester vom Pflichtzölibat bejahen die Ehelosigkeit von Ordenspersonen als Heilszeichen. Dann aber muß man sich offen auch der Homosexualitätsfrage stellen. Wenn Homosexualität laut Weltkatechismus als Neigung angeboren sein kann, dann muß das gleichzeitig erneuerte Verbot einer Betätigung, bei der niemand Schaden nimmt, besser als mit der Unmöglichkeit, dabei Leben weiterzugeben, begründet werden.

Ebenso unbestritten aber muß bleiben, daß der homosexuelle ebenso wie der heterosexuelle Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen in Abhängigkeitsverhältnissen aber auch die sexuelle Belästigung unter nicht einverstandenen Erwachsenen streng verboten und jeder Verstoß unnachsichtig geahndet werden müssen.

Hier liegt die größte Empörung auch vieler Briefschreiber, die von Interventionen bei Bischöfen berichten, die abwimmeln oder schweigen und den Pfarrer weitermachen lassen. "Der Gott der Bibel hat das Opfer Isaak nicht angenommen, die Kirche Österreichs nimmt es an und schweigt", heißt es bei Peter Schuster, der das Thema in Romanform ("Unter dem Kreuz") aufzuarbeiten versuchte. Dieses Schweigen aber muß gebrochen werden.

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