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Tut das erste Mal weh? Ist ein One-Night-Stand ok? In Workshops von #aktion leben# können Jugendliche ungeniert fragen. Was die Jugend von heute über Sex und Verhütung denkt.

Wenn die Schulstunde mit einem #Sexquiz# beginnt, Lehrer oder Lehrerin des Raumes verwiesen werden und Wörter wie #Klitoris# oder #Selbstbefriedigung# an der Tafel stehen, dann ist Unterricht der anderen Art angesagt. Dann heißt es nämlich: #Let#s talk about love#. So ist jener Workshop der Organisation #aktion leben# übertitelt, in dem mit Jugendlichen über Liebe, Sex und Verhütung gesprochen wird. Vor allem aber wird gespielt und viel gelacht, denn, wie die Beraterin Andrea Wöber erklärt, die spielerische Methode sei besonders wichtig, um die Scheu vor dem Thema zu nehmen.

Da darf es schon einmal vorkommen, dass das Kondom über die Hand gezogen wird, anstatt über das Plastik-Penis-Modell. Die 14-jährige Mara hat ihre ersten Überziehversuche an einer Banane absolviert: #Das war ziemlich lustig#. Letztes Jahr nahm sie an einem ähnlichen Workshop teil, angeboten vom Verein #Aids Hilfe Wien#. #Die Workshopleiterin hatte keine Hemmungen über das Thema zu reden.# Besonders wichtig fand Mara außerdem, dass Mädchen und Burschen aufgeteilt wurden, #weil man da einfach leichter redet.# Auch bei den Workshops von #aktion leben# werden die Klassen getrennt und Burschen von einem Mann, die Mädchen von einer Frau betreut. #Wir wissen, dass die Burschen Männern anders zuhören und von ihnen leichter etwas annehmen können#, erklärt Andrea Wöber. Sie arbeitet gerne mit den Mädchen: #Es werden so großartige Fragen gestellt.# Gefragt werden dürfe alles, dass dabei auch #wildere Wörter# vorkommen, sei natürlich. So wie in der Frage: #Wie bringe ich ein Mädchen dazu, mich zu ficken?# Dahinter stecke eine ganz andere Frage, weiß die geschulte Sexualpädagogin: #Was macht mich zu einem attraktiven Mann? # Es geht darum, den Fragen mit Respekt zu begegnen, sie nicht zu bewerten. Die Antwort bringe ich natürlich in meinen Worten, aber ich halte Jugendliche für verantwortungsvoll und auch feinfühlig, nach wie vor.#

Verlust der Fantasie

Dennoch wirken sich Pornovideos, die per Handy verbreitet in Schulklassen ihre Runden drehen, auch auf den Umgang mit Sexualität aus. Früher, so Andrea Wöber, hätten wir viel mehr Fantasie gehabt. #Heute ist zuerst das Bild da, die Fantasie hat es dann schwer.# Dem 17-jährigen Tobias ist das Pornovideoschauen längst #peinlich#: #In der ersten HAK hatte ich so eine Phase, aber jetzt finde ich das urkrank. Sex sollte schon auch mit Gefühlen verbunden sein.# Auch Andrea Wöber sieht aus ihrer Arbeit mit den Jugendlichen, dass #dieses Gefühl nach Liebe und Wertschätzung bleibt#. Nicht zu leugnen sei jedoch, dass die durch Medien vorgefertigten Bilder in den Köpfen mancher Jugendlicher zu großer Verwirrung und falschen Vorstellungen führen. Mara lässt sich da nicht reinziehen: Weder von Freundinnen, die sich regelmäßig andere Intimfrisuren verpassen, noch von jenen, die einen One-Night-Stand nach dem anderen haben, #um cool zu sein#.

Das erste Mal von Tobias war auch ein One-Night-Stand. #Aber ich habe sie schon gekannt vorher#, erzählt er. Verhütet haben beide, er mit Kondom, sie mit der Pille. Für Tobias ist es #logisch#, dass beide dafür zuständig sind. Auch Mara findet es sinnvoll, beides anzuwenden: #Kondom gegen Aids und Pille gegen das Schwangerwerden.# Wenn sie einen festen Freund hätte, dann würde sie die Verhütung auch ansprechen, so Mara. Etwas, dass sich viele Jugendliche nicht trauen würden, erzählt Andrea Wöber: #Viele verhüten dann gar nicht.# Die Kommunikation untereinander zu stärken, sei einer der wesentlichsten Faktoren. Darauf zielt auch die neue Plakatserie von #aktion leben# ab, mit dem Slogan #Einander lieben # informiert verhüten.#

Schwieriges Reden über Sexualität

Besonders verwundert hat Wöber in den Anfängen ihrer Workshopbetreuung, dass viele Jugendliche Angst vor ihren Eltern hätten und daher vieles heimlich machen würden. Mara ist da eine Ausnahme, sie könne ihren Eltern alles erzählen und jegliche Details fragen: #Ich bekomme immer eine ehrliche Antwort.# Und Tobias hat gleich am Tag nach seinem ersten Sex die Mutter darüber eingeweiht. Auch wenn es ihm dann doch #ein bisschen peinlich# war.

Für den eigenen Körper Verantwortung zu übernehmen, und auch für jenen des Partners, der Partnerin # das könne etwas sehr Schönes sein, so Andrea Wöber. Und das solle den Jugendlichen vermittelt werden. Am Ende der Workshops werden Burschen und Mädchen zusammengeführt und die Fragen gegenübergestellt, um zu erkennen, dass es oft um das Gleiche geht: Die Angst, keinen Freund, keine Freundin zu finden oder nicht attraktiv zu sein. #Eigentlich#, so Wöber, #geht es nach wie vor darum, zu lieben und geliebt zu werden.#

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