Vegetarische Ernährung gilt als religiös heilsam

19451960198020002020

In den indischen Religionen wie auch im von Indien aus nach Ost- und Südasien verbreiteten Buddhismus wird der Verzicht auf den Verzehr von Fleisch als karmisch wertvoll angesehen.

19451960198020002020

In den indischen Religionen wie auch im von Indien aus nach Ost- und Südasien verbreiteten Buddhismus wird der Verzicht auf den Verzehr von Fleisch als karmisch wertvoll angesehen.

Werbung
Werbung
Werbung

Für alle in Indien entstandenen Religionen gilt Vegetarianismus als Folge der religiösen Verpflichtung, gewaltfrei zu leben. Das Töten von Tieren gilt als karmisch unheilvoll. Auf manchen indischen Bahnhöfen gibt es z.B. zwei Restaurants -ein vegetarisches und ein nicht-vegetarisches. Mehr Prestige bedeutet, vegetarisch zu essen, da dies als religiös wertvoll gilt.

Brahmanen, Angehörige der obersten Kaste, haben spezielle Essensregeln, die aber regional unterschiedlich sind. Sie essen vegetarisch, manche essen auch keine Eier, andere wieder - vor allem Verbände, die an der Küste leben -kochen auch Fisch. In den Hindu-Traditionen ist Essen ein zentrales Thema, da es an rituelle Reinheit geknüpft ist. Daher nehmen viele Inderinnen und Inder auf Reisen ihr Essen selbst mit; bei entsprechenden Finanzen auch einen eigenen Koch oder sie suchen Restaurants, deren Koch aus ihrer Kaste kommt. Untere Kasten haben meist wenig Möglichkeiten, beim Essen wählerisch zu sein und haben auch weniger Speisetabus.

Nur vegetarische Burger ...

Rindfleisch ist für Hindus allgemein ein Tabu, ebenso allermeistens Schweinefleisch, daher findet man bei McDonald's in Indien nur vegetarische Burger, oder solche mit Ei oder Hühnerfleisch, die auf der Karte eigens als fleischhaltig gekennzeichnet sind. In Nordindien gibt es - durch den Einfluss der Mughlai-Küche - auch oft Gerichte mit Schaffleisch.

Radikal leben den Vegetarismus als Gewaltlosigkeit die Jain-Mönche, die nicht nur kein Fleisch, Fisch und Eier essen, sondern auch keine Kartoffel und anderes Wurzelgemüse, bei deren Ernte Kleinstlebewesen getötet werden. Jain-Laien haben weniger strikte Regeln zu befolgen. Der Jainismus ist etwas älter als der Buddhismus und eine Minderheiten-Religion in Indien. Eine Besonderheit ist, dass die Jain-Tradition ein rituelles Fasten bis zum Tod kennt. Dabei wird in Abständen von mehreren Wochen auf ein Lebensmittel nach dem anderen verzichtet. Der Prozess wird von der Gemeinschaft begleitet und die Entscheidung zum rituellen Fasten kann jederzeit widerrufen werden.

Ohne Alkohol, Zwiebel und Knoblauch

Alkohol, Knoblauch, Zwiebel und gelegentlich auch andere Nahrungsmittel gelten in allen aus Indien stammenden Religionen als nicht förderlich für einen ruhigen Gemütszustand und haben daher auch keinen Platz in den buddhistischen Klosterküchen. Das Töten und Essen von Tieren gilt als karmisch unheilvoll, trotzdem gibt es keinen strikten Vegetarismus. Auch Theravada-Mönchen ist es nur verboten Fleisch zu essen, wenn sie vermuten, dass das Tier speziell für sie geschlachtet wurde. Sie dürfen allerdings nur bis zwölf Uhr mittags feste Nahrung zu sich nehmen.

In Mahayana-Klöstern - etwa japanischen Zen-Klöstern - ist man da nicht so streng, auch wegen des kälteren Klimas. In Zen-Klöstern ist Kochen und Essen ein Teil der Meditationspraxis. Während der Retreats werden Miso-Suppe, Reis und Gemüse zeremoniell gemeinsam gegessen. Das Abendessen besteht meist aus den Resten der frugalen Mittagessen und gilt als "wärmender Stein". In einem traditionellen "Tisch-Spruch" werden die Übenden ermahnt, dankbar zu bedenken, woher das Essen kommt und wie viel Arbeit damit verbunden war; zu essen, um gesund zu sein; und nur so viel zu essen, wie sie "Gutes getan haben". Koch sollte in einem Zen-Kloster nur ein Mönch mit langer Meditationspraxis werden. Der Zen-Meister Dogen (1200-50) empfiehlt in seinen "Anweisungen für den Koch", das eigene Leben so sorgsam zu behandeln wie den Reis für das Essen der Mönche, bei dem kein Körnchen vergeudet werden sollte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung