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DR. ALOIS LUGGER / FÜNF RINGE ALS WUNSCHTRAUM

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„Weiß ist in und um Innsbruck höchstens das Haar des Bürgermeisters“, lautet ein —• allerdings nicht gerade umwerfend komisches — Bonmot, auf den bisherigen Schneemangel der Tiroler Berge anspielend, nicht ohne freilich eftne unbewußte Gedankenverbindung zwischen den Olympischen Winterspielen und der Person Dr. Alois Luggers herzustellen.

Die Assoziation besteht nicht zu Unrecht: Innsbrucks Bürgermeister war wohl die stärkste Kraft im Lande, die der Hauptstadt schließlich zu Olympifiehren verhelfen sollte. Dies gelang ihm natürlich nicht ganz ohne Widerspruch: Besonders herbe Kritik übten eine Fernsehsendung und ein deutsches Nachrichtenmagazin, das Dr. Lugger sogar der Gigantomanie geziehen hat. Nun, diese beiden Kritiker wurden inzwischen auf echt tirolerische Weise zur Ordnung gerufen. Die Innsbrucker lassen über ihren Bürgermeister eben nichts kommen. Im Gegenteil: sogar im Maskenzug marschiert ein „Wolken-Lugger“ mit, wohl der beste Beweis für Dr. Luggers Popularität.

Innsbrucks Olympiabürgermeister bekleidet dieses Amt nun schon das fünfte Jahr. In Brixen am 11. Juli 1912 als Sohn eines Gendarm,eriebeamten geboren, besuchte er das Realgymnasium in Kufstein und wurde 1935, nach Ablegung der Rigorosen, zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert: Im Jahre 1936 erfolgte die Promotion zum Dr. rerum politicarum — Thema der Dissertation: „Die Staatsverträge der Republik und des Bundesstaates Österreich 1918 bli 1935.“ Die Laufbahn des jungen Juristen nahm ihren vorgezeichneten Weg: dem Gerichtsjahr folgte der Eintritt in den höheren Verwaltungsdienst der Tiroler Landesregierung.

1938 kam dann die Zäsur: Doktor Lugger wurde als politisch untragbar aus dem Landesdienst entlassen, nach einem kurzen Zwischenspiel in der Privatwirtschaft kam schließlich die Einberufung zur Wehrmacht. Nach viereinhalbjährigem Kriegsdienst entließ man ihn als Versehrten. Die Ärzte konstatierten eine Minderung der Erwerbsfah,igkeit um 40 Prozent.

Seit 1945 wirkt Dr. Lugger am Magistrat der Stadt Innsbruck, wo er bis zur siegreichen Bürgermeisterwahl des Jahres 1959 die Gewerbeabteilung — zuletzt als Obermagistratsrat — leitete.

Schon 1949 war Dr. Lugger in den Landtag gewählt worden, von 1947 bis 1949 war er als Landesrat Mitglied der Tiroler Landesregierung gewesen. Im Oktober 1953 rourde er zum Gemeinderat der Stadt Innsbruck gewählt. Von 1950 bis 1954 war er Landesparteiobmann der österreichischen Volkspartei. Es war für Dr. Lugger nicht immer ganz einfach, die Sprossen auf der Leiter des politischen Aufstieges emporzuklettern, doch gelang es ihm immer wieder, die Knüppel, die ihm vor die Füße geworfen wurden, beiseite zu schieben.

Die gewinnende Persönlichkeit des Bürgermeisters vermag auch politische Gegner in ihren Bann zu ziehen. Gemeinderatswahlen in Innsbruck sind deshalb aus diesem Grund kaum als politische Barometerwahlen zu werten. Der beste Wahlschlager war am Inn immer der Bürgermeister selbst, ein Bürgermeister, der als eisernes Ziel die fünf Ringe über seiner Stadt proklamierte.

Echte Persönlichkeiten sind in Österreichs Innenpolitik rar geworden. Nicht selten dagegen bringt die Kommunalpolitik einen T-gp hervor, der — ähnlich wie Dr. Lugger — seinem Bürgermeistersessel eine Bedeutung sichern kann, die ihn weit über lokales Maß hinaushebt. In den Ratsstuben der österreichischen Städte ist der „Persönlichkeits- “ kult“ noch nicht tot.

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