6841574-1975_47_04.jpg
Digital In Arbeit

Luggers Thron wackelt

Werbung
Werbung
Werbung

Nur noch 47,3 Prozent der Stimmen erreichte die ÖVP bei den Nationalratswahlen am 5. Oktober 1975 in Innsbruck, während die Sozialisten auf 44,4 Prozent aufrückten. Noch vor zehn Jahren besaß die Volkspartei in der Tiroler Landeshauptstadt — so wie heute noch im Lande — die absolute Mehrheit

Im Herbst 1977 ist die Innsbrucker Gemeinderatswahl fällig. Während die Partei-Landesorganisationen nun nach insgesamt fünf Wahlen innerhalb von 18 Monaten (Tiroler Gemeinderatswahlen außer Innsbruck, Präsidentschaftswahlen, Handelskammerwahlen, Landtagswahlen und Nationalratswahl) eine längere Ruhepause haben, müssen sich die Stadtorganisationen von Innsbruck schon auf den nächsten Wahlkampf vorbereiten. Und der Kampf dürfte diesmal hart werden, denn es ist für die einen viel zu verlieren und für die anderen viel zu gewinnen. Sollte nämlich die ÖVP 1977 unter die 50 Prozent sinken, dann könnte sie dies nach dem neuen Stadtrecht den t ',

Bürgermeister kosten. Das Stadtoberhaupt kann nämlich nun vom Gemeinderat frei gewählt werden und eine Koalition von SPÖ, FP und TAB (Tiroler Arbeitsbund) ist nicht auszuschließen.

Diese Situation bereitet der ÖVP natürlich einiges Kopfzerbrechen. Namen möglicher neuer Bürgermeisterkandidaten tauchen schon seit Monaten auf und verschwinden. Aller Voraussicht nach wird aber Olympiabürgermeister Alois Lugger beim Innsbrucker Stadtparteitag dm kommenden Sommer wieder zum Stadtparteiobmann gewählt und damit automatisch auch wieder Bürgermeisterkandidat. Der ÖAAB-Lan-desobmann soll allerdings beim Landestag des ÖAAB am 27. März 1976 von Lugger auf den stellvertretenden Landeshauptmann Prior übergehen. Es könnte auch sein, daß Lugger zu diesem Zeitpunkt das Amt des Landtagspräsidenten niederlegt, um frei und unbelastet in den städtischen Wahlkampf ziehen zu können.

Unklar ist derzeit noch die Wahlkampfstrategie der kleinen resoluten Oppositionsparteien, Tiroler Arbeitsbund und Freiheitliche Partei. Eines ist jedoch sicher, daß diese kleinen Gruppen diesmal bei der Kür des Stadtoberhauptes ein Wörtchen mitreden werden und ein Vizebürgermeister Willi Steidl (TAB) ist keine Utopie — ob in roter oder schwarzer Ehe kann nicht vorausgesagt werden. Eine spürbare Verjüngung oder zumindest Erneuerung wird es im Gemeinderat geben, nachdem acht derzeitige Mitglieder allein aus Altersgründen ausscheiden, sechs von der Volkspartei und zwei von den Sozialisten. Eine Kan-didatenreihung ist erst nach den Stadtparteitageh zu erwarten. Vorerst herrscht noch eine Art Olympia-Friede. Dann aber wird das große Kräftemessen beginnen, bei dem der zweimalige Olympiabürgermeister Lugger versuchen wird, den begehrten Gemeinethron für die ÖVP zu retten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung