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„Wie in den besten Tagen..

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Die verlorene Wahlschlacht war für den ÖVP-Präsidentsohaftskandi-daten Lugger keine echte Niederlage. Er wurde zwar nicht Bundespräsident, aber er kehrte als starker Mann nach Tirol zurück. Mit 70,1 Prozent aller gültigen Stimmen hat Lugger in Tirol seinen Gegner überwältigend geschlagen. Das war nicht nur eine Fortsetzung des Trends von den jüngsten Gemeinderatswahlen im vergangenen Frühjahr, sondern ein großartiger persönlicher Erfolg. Man könnte sagen, daß Lugger wieder wie in seinen besten Tagen zu Beginn seiner Bürgermeisterkarriere vor 18 Jahren präsent ist. Daß sich in der Zwischenzeit Abnützungserscheinungen eingestellt hatten, ist selbstverständlich, besonders bei einem so initiativen und vielseitig engagierten Mann wie Lugger. Ihm ist es jedoch im Laufe dieses Wahlkampfs offenbar gelungen, viele Zweifler und Kritiker wieder für sich zu gewinnen, ja vielleicht sogar zu überzeugen, daß die tatsächlich Verantwortlichen für manche ihm als Bürgermeister der Stadt Innsbruck angelasteten Mißgriffe eigentlich anderswo zu suchen sind.

Wenn man das Wahlergebnis in Tirol genauer durchleuchtet, wird ersichtlich, daß Lugger die höchsten Stimmenanteile in den Landgemeinden Tirols erringen konnte, aber auch in 73 Gemeinden mit weniger als zehn Prozent landwirtschaftlich tätiger Bevölkerung erreichte er über 55 Prozent der Stimmen. Ru-

dolf Kirchschläger erhielt die meisten Stimmen in den reinen Industriegemeinden, aber nur in zwei Gemeinden, Häring und Kirchbichl, kam er über die 50 Prozent hinaus. In 206 Tiroler Gemeinden entschieden sich 70 und mehr Prozent für Lugger. In 47 Gemeinden lag der Stimimenanteil für Lugger bei über 90 Prozent und die kleine Berggemeinde Gramais entschied sich hundertprozentig für den Innsbruk-

ker Bürgermeister. 12.176 der 339.719 Wahlberechtigten übten das Wahlrecht nicht aus, das sind um 30 Prozent weniger als bei den National-ratswahlen 1971. 5951 Stimmen waren ungültig. Der größte Anteil an ungültigen Stimmen und an NichtWählern wurde in Innsbruck-Stadt festgestellt.

Gegenüber den Bundespräsidentenwahlen 1971 konnte Lugiger um 10 Prozent mehr Stimmen und gegenüber den Nationalratswahlen

1971 sogar um 15 Prozent mehr Stimmen in Tirol erreichen.

Zwar wurden schon während des Wahlkampfes in Tiroler ÖVP-Krei-sen Kombinationen und Spekulationen über eine eventuelle Lugger-Nachfolge im Innsbrucker Stadtmagistrat und im Landbaus aufgestellt. Größtenteils wurden diese Überlegungen nun durch das Wahlergebnis hinfällig. Lugger ist wieder im Lande und stärker denn je. Trotzdem lassen sich gewisse Tendenzen herauslesen, die bei den Neuwahlen 1975 (Landtag) und 1977 (Innsbrucker Gemeinderat) wirksam werden könnten.

So wurde beim verfrühten Lugger-Nachfolgespiel der ÖAAB-Mann LHStv. Hans Prior als möglicher Bürgermeister-Nachfolger genannt, während man den ebenfalls wie Lugger dem ÖAAB zugehörigen Direktor der „Neuen Heimat“, LAbg. Josef Thoman als neuen Landtagspräsidenten kolportierte. Echte Chancen im Rathaus gibt man auch dem äußerst aktiven jungen Stadtrat Romuald Niescher, der 1977 sicher ein gewichtiges Wort mitreden dürfte.

Auch über die partei-interne Lugger-Opposition, den „Tiroler Arbeitsbund“, kursieren Vermutungen, die einen Friedensschluß mit der Parteiführung und eine Nominierung des Rechtsanwalts Willi Steidl für die Nationalratswahlen andeuten. Auch im Wirtschaftsbund Innsbruck dürfte ein Führungswechsel bevorstehen. Bei einer schon lange fälligen Neuwahl könnte aus verschiedenen Gründen der ehemalige Landesrat Robert Lackner aus einem reichhaltig besetzten Rennen hervorgehen.

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