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Fritz Prior rüstet für die Lugger-Erbschaft

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Am 2. Oktober 1977 werden die Innsbrucker einen neuen Gemeinderat wählen. Alle wahlwerbenden Parteien und Gruppen (ÖVP, SPÖ, FPÖ und TAB) wollen wieder mit ihren alten Spitzenkandidaten antreten: die Volkspartei mit Alois Lugger, die Sozialisten mit Ferdihand Obenfeld- ner, die Freiheitlichen mit Walter Ebenberger und der Tiroler Arbeitsbund mit dem Duo Wilhelm Steidl-Klaus Posch.

Obwohl die Innsbrucker VP erst im Sommer ihre endgültige Kandidatenliste herausbringen will, zeichnen sich dort bereits umfangreiche Veränderungen ab. Bis zu zehn Vertreter der alten Garde dürften ausscheiden, wobei der am heißesten umkämpfte Platz jener des in Ruhestand tretenden Vizebürgermeisters Arthur Haidl ist. Als Anwärter scheinen Raiffeisen-Generaldirektor Günther Schlenck und Stadtrat Romuald Niescher sowie in letzter Zeit Luggers Wahlkampfstratege, LAbg. Josef Thoman, auf.

Es wird davon gesprochen, daß sich Lugger durch eine Gemeinderatskandidatur Thomans eine Entscheidung im Duell Schlenck-Niescher ersparen möchte.

In den ÖVP-Reihen steht jedoch noch eine weitere spektakuläre Übersiedlung vom Landhaus in die Innsbrucker Ratsstube bevor: Ziemlich sicher wird nämlich LHStv. Fritz Prior für den Gemeinderat kandidieren. Vorerst allerdings nur auf dem Warteplatz 25. Sollte Lugger jedoch, wie vorgesehen, um 1980 sein Amt als Bürgermeister zurücklegen, stünde Prior - der allgemein als Lugger-’ Nachfolger am ehesten akzeptiert werden dürfte - zur Übernahme des Amtes bereit. Dazu könnte Prior von Lugger auch den Landtagspräsidenten und den Stadtparteiobmann übernehmen.

Schon sehr zeitgerecht haben die Tiroler Sozialisten ihre Kandidatenliste festgelegt. Es gab keinerlei spektakuläre Verschiebungen. Drei Mitglieder der bisher lököpfigen Fraktion sind erwartungsgemäß ausgeschieden (Stadtrat Karl Hackl, der sich auf die Landespolitik konzentrieren will sowie die Gemeinderäte Alex Csonka und Zita Mauler). Dafür wurden der Finanzbeamte Sepp Rettenmoser, Harald Hummel und als Vertreter der Jugend der 33jährige ÖBB-Bedienstete Karl Vrba neu in die Liste aufgenommen.

Ob die Sozialisten mit dieser Mannschaft reale Chancen haben, das 16. Mandat zu gewinnen und damit der ÖVP die absolute Mehrheit abzujagen, läßt sich schwer abschätzen. Alle Anzeichen deuten jedoch darauf hin, daß mit einem harten Wahlkampf zu rechnen sein wird, hat doch Landesparteiobmann LHStv. Herbert Salcher auf der Bezirkskonferenz der SPÖ Innsbruck eindeutig eine Ablöse Luggers gefordert.

Die Tiroler Freiheitlichen wollen noch im April mit ihrer Gemeinderatsliste herauskommen. Da die FPÖ bei der Landtags wähl 1975 in Innsbruck 9,2 Prozent der Stimmen erhielt, rechnet man sich für Oktober ein drittes Mandat für den Gemeinderat aus. Auch auf ein viertes Mandat dürfte es unter Umständen nicht allzu weit fehlen. Daher trägt man sich bei der FP- Innsbruck mit dem Gedanken einer Koppelung mit dem Tiroler Arbeitsbund (TAB). Dadurch könnte man sich gegebenenfalls einen Platz im Stadtsenat erobern.

Der TAB will erst im Juni die Kandidatenaufstellung bekanntgeben. Der Wahlkampf läuft indessen - vo r allem auf dem Publikationssektor - auf vollen Touren, und es besteht kein Zweifel, daß für Innsbruck am 2. Oktober weitreichende politische Entscheidungen fallen werden.

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