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SP will absolute VP-Mehrheit brechen

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Die Innsbrucker Gemeinderatswahl ist in spürbare Nähe gerückt und alle wahlwerbenden Parteien und Gruppen haben ihre Kandidaten und Vorstellungen fixiert. Nachdem die SP schon zu Jahresbeginn ihre Kandidaten bekanntgab, legte sie nun auch ihr Wahlprogramm vor. Kernpunkte sind ein überprüfbarer Finanzierungsplan und die Forderung nach einem Dringlichkeitskatalog der zu realisierenden Projekte. Wahlziel der Innsbrucker Sozialisten: Die absolute VP-Mehrheit soll gebrochen werden, was bei dem gegenwärtigen Mandatsverhältnis (21 VP, 15 SP, 2 FP, 2 TAB) bereits bei der Verschiebung eines einzigen Mandates, das die VP verlieren müßte, möglich wäre. Im übrigen bekennt sich Vizebürgermeister Ferdinand Oben- feldner (SP), genauso wie Bürgermeister. DDr. Lugger, zu einer Zusammenarbeit mit allen konstruktiven Kräften.

Innsbrucks Volkspartei rechnet sicher damit, die absolute Mehrheit im Gemeinderat auch nach dem 2. Oktober 1977 behalten zu können, ja man hofft sogar auf ein 22. Mandat. Bürgermeister Lugger: „Ich besitze Umfrage-Ergebnisse, die die Erreichung dieses Wahlzieles als durchaus möglich erscheinen lassen.” Lugger und seine Mannen lassen auch nichts unversucht, um ihr Traumziel zu erreichen. Die VP-Innsbruck geht mit einer zur Hälfte erneuerten Liste ins Rennen. Unter den zehn Neulingen befinden sich gleich drei „unabhängige Liberale” sowie eine Vertreterin der Frauenbewegung. SP-Listenführer Obenfeldner meinte dazu allerdings, daß sich dadurch der tonangebende Kern der Lugger-Gefolgschaft nicht geändert habe, sondern durc die Kandidatur von LAbg. Sepp Thoman sogar noch verstärkt wurde.

Ein detailliertes Wahlprogramm will Lugger erst in diesem Monat vorlegen, seine Vorstellungen bewegen sich jedoch eindeutig in Richtung einer „behutsamen Stadterne,uerung und konsequenten Vermenschlichung der Stadt am Inn.” Die Innsbrucker ÖVP hat neben der Lugger-Liste noch mit einer „Mittelstandsliste” aufzuwarten, die vom Wirtschaftsbündler Hermann Weiskopf angeführt wird. Lugger und Weiskopf werden allerdings koppeln, um kein Mandat aufs Spiel zu setzen.

Nichts vom Koppeln halten die Sprecher vom „Tiroler Arbeitsbund” (TAB), die ihre Gruppe als „Liste für Ordnung und Fortschritt” anbieten. Sie verweisen auf das außergewöhnliche Arbeitspensum ihrer Zwei- Mann-Fraktion im Innsbrucker Gemeinderat in der auslaufenden Legislaturperiode: Beinahe 48 Prozent aller in diesem Zeitraum getätigten Anträge stammen vom Duo Dr. Steidl - Dr. Posch. Hauptanliegen der TAB-Leute ist eine funktionierende Gemeindedemokratie. Darüberhinaus sagen die Arbeitsbündler den „Multifunktionären” den Kampf an. Steidl:„Um zu verhindern, daß Innsbruck je eine rote Stadt wird, ist es nötig, daß eine selbstherrliche Stadtführüng daran gehindert wird, tun und lassen zu können, was sie will.”

Der sozialistischen Parteiführung spricht Steidl das Recht ab, sich als konstruktive Opposition darzustellen, da sie für die derzeitige Politik in Innsbruck mitverantwortlich sei. Die Sozialisten wiederum bezeichnen den TAB als der ÖVP zugehörig und spielen damit auf jene Zeit an, als sich Posch und Steidl als junge VP-Löwen in der Gemeindestube auszutoben versuchten - was letztlich zum Bruch und zur selbständigen Kandidatur (1971) führte.

Die Innsbrucker Freiheitlichen gehen mit den Verheißungen der letzten Landtagswahlen vor Augen in die Gemeinderatswahl. An den Ergebnissen der Landtagswahlen 1975 gemessen, könnten drei Mandate erwartet werden. Das sehnlichst erhoffte vierte Mandat, das den Eintritt in den Stadtsenat ermöglichen würde, dürfte wohl ein Traum bleiben, umso mehr, als der TAB von einer Listenkoppelung nichts wissen will.

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