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Justament bis zum Ende

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1967 begann bei den Gemeinderatswahlen in der Stadt Salzburg für die Österreichische Volkspartei die Serie der Wahlniederlagen, die zum Verlust der Mehrheit im Nationalrat führte. 1972 begann wiederum bei den Gemeinderatswahlen in der

Stadt Salzburg eine Reihe von ÖVP- Wahlerfolgen, die zwar noch keine Nationalratsmehrheit brachten, aber immerhin die ÖVP in verschiedenen Bundesländern wesentlich stärkte.

Heute steht die Ablöse jener Mandatare der Volkspartei in der Stadt Salzburg heran, die noch vor einigen Jahren den Hoffnungsfunken für die Gesamtpartei entzündeten. Vor allem die eigenwillige, aber populäre Stadträtin der ÖVP, Martha Weiser bekommt die Faust derer, die ihren — wie sie meinen — längst fälligen Abgang fordern, immer deutlicher zu spüren. Martha Weiser aber stellt sich, mit der eiher Lehrerin eigenen Sturheit auf ihre Füße: Sie habe zwar vor der Wahl im Jahr 1972 erklärt, während der laufenden Periode des Gemeinderates abzutreten, es sich nun aber anders überlegt und werde justament bis zum Ende bleiben. Wann dieses Ende kommt, weiß man nicht, weil noch niemand sagen kann, wann diese Legislaturperiode des Salzburger Gemeinderates zu Ende geht Die Landesführungen von SPÖ und ÖVP sind sich nämlich einig geworden, Gemeinderatswahlen und Landtagswahlen zusammenzulegen. Das würde einerseits die Möglichkeit ergeben, wie vorgesehen, 1977 den Gemeinderat zu wählen und erst 1984 die beiden Wahlen gemeinsam durchzufüliren, oder aber die laufende Funktionsperiode des Gemeinderates bis 1979 zu verlängern, also bis zum Termin der nächsten Landtagswahlen.

Der streitbaren Frau Stadtrat kommt dazu noch eine Umfrage des SOMAS-Institutes gelegen, die sie als die populärste Politikerin der Stadt Salzburg, weit vor ihren Parteifreunden, ausweist. Obgleich

Klagen über ihre Ressortführung vielerseits erhoben werden, scheint die ÖVP Frau Weiser noch zumindest bis 1977 erdulden zu müssen. Noch dazu, da die Nachfolgefrage absolut nicht geklärt ist. Zwei Vertreter des ÖAAB kämen in Frage:

der derzeitige Klubobmann Rücker, der jedoch wegen seiner unkonventionellen Art beim Parteiestablishment nicht viel Sympathien genießt, und der Magistratsbeamte und Ge meinderat Schöpfer, der sogar den Bremsern in der Partei zu wenig entscheidungsfreudig erscheint.

Wesentlich weniger umstritten ist der väterlich-gemütlich-zögernde ÖVP-Vizebürgermeister Kläring, der sicher bis 1977 durchhalten und vielleicht sogar noch einmal kandidieren wird. Seinem präsumtiven Nachfolger, dem sportiven Gemeinderat Bacher, könnte durchaus das altersmäßig bedingte Ausscheiden aus der Politik blühen, noch bevor er Gelegenheit dazu bekommt, zweiter Mann in Salzburg zu werden.

Wenn auch derzeit nur die Personalprobleme der ÖVP — wie üblich — in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, kann doch nicht übersehen werden, daß auch .in der SPÖ Personalfragen an der Oberfläche brodeln.

Einzig und allein die Freiheitlichen scheinen derzeit in der glücklichen Situation zu sein, ihren überheblich wirkenden Blau-Star und Vizebürgermeister Waldemar Steiner unangefochten präsentieren zu können. Aber auch diese Situation kann sich durch einen jederzeit möglichen Abgang des populären FP-Landesrates Leitner schlagartig ändern.

Überraschungen in der Salzburger Landeshauptstadt dürften in naher Zukunft also eigentlich nicht mehr überraschen.

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