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Haut aus Messing

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„Man sollte hier eine Haut aus Messing, Augen aus Glas und Brandy als Blut haben, um die Härten des Klimas zu ertragen“, berichtete der Engländer Clouston, als er Kanadas hohen Norden bereiste. 150 Jahre nachher folgte ihm Kanadas junger Premierminister Pierre Trudeau. Seine Tour des Yukon, der Northwest Territories, des nördlichen Quebec und Labradors war ein 8630-Medlen-„trip“, wie ihn noch keiner seiner Vorgänger unternommen hatte.

Vor kurzem erst behauptete James Smith, Commissioner des Yukon: „Erdschätze im Werte von ungezählten Milliarden Dollar warten im Yukon auf ihre Ausbeutung. Es besteht kein Zweifel darüber, daß das 21. Jahrhundert dem Yukon gehören wird!“ Und doch leben auch heute nur 16.0QO Menschen im Yukon und selbst in den Northwest Territories (die größer als Ontario, Quebec, die atlantischen Provinzen und Manitoba zusammengenommen sind) beträgt die Einwohnerzahl bloß 30.000.

Japans Investition

Endlich . aber erscheint, Kanadas hoher Norden aus seinem langen Schlaf zu erwachen. Schon studiert Ottawa — gemeinsam mit der Canadian National Railway — die möglichen Linien, um den Yukon mit dem kontinentalen Eisenbahnsystem zu verbinden. Unweit von Whitehorse hat die „New Imperial“-Kupfermine ihren Betrieb aufgenommen und es ist kein Geheimnis, daß es ohne den japanischen Markt und ohne die

Finanzierung durch Sumitomo keine New Imperial Mine geben würde. Schon hat man dieses Projekt als den Auftakt zur Wiedergeburt des Whitehorse Kupfergürtels bezeichnet. Die Anvil-Mine, 140 Meilen von Whitehorse, wird als das wichtigste Ereignis des Yukon-Territoriums seit dem Goldrausch der achtziger Jahre bezeichnet. Die Erzvorkommen der Anvil-Mine werden auf 63,5 Millionen Tonnen geschätzt, die im Durchschnitt 3,4 Prozent Blei, 5,7 Prozent Zink und 1,2 Unzen Silber je Tonne enthalten. Im Rahmen eines Vertra-

ges, der rieh auf acht Jahre erstreckt, und einen Wert von 250 Millionen Dollar repräsentiert, werden 370.000 Tonnen Blei-Zink-Konzentrate nach Japan geliefert. Premierminister Trudeau ließ es sich nicht nehmen, auch die Anvil-Mine aufzusuchen.

Toronto Discovery Mines erwägt die Öffnung von zwei Goldminen in den Northwest Territories, doch diese Projekte hängen von der Höhe des Goldpreises ab, der 40 Dollar je Unze erreichen müßte, um diese Minen einträglich zu machen. Das open-pit-Projekt von Discovery ist 125 Meilen nordwestlich von Yellow- knife. Bei dem „Kupferrausch“ am Rand des Arktischen Ozeans, im Gebiet von Coppermine, sind 75 Firmen aktiv, die bereit sind, hier mehr als 10 Millionen Dollar zu investieren. Ein anderes bedeutendes Projekt ist die Panarctic Oils Ltd., an der die Regierung und einige Konzerne beteiligt sind. Ihre Suche nach Erdöl in den arktischen Inseln gilt als vielversprechend, und Premierminister Trudeau ließ es sich nicht nehmen, bei dem Studium dieser Aktivität Melville Island aufzusuchen.

Vilhjalmur Stefansson, einer der besten Kenner von Kanadas hohem Norden, behauptete: „Der Durchschnittskanadier hat zehn Ideen über den Norden, von denen neun falsch Sind." Diese Worte stimmen heute noch — aber hoffentlich nicht mehr lange. Premierminister Trudeaus großes Interesse am Nordland und die Tatsache, daß er einen seiner fähigsten jungen Minister — Jean Chretien — mit dem Ministerium für Northern Development betraute, mag hier Wandel schaffen.

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