Werbung
Werbung
Werbung

Nicht nur der ORF hat Zores. Auch die BBC, "Mutter aller öffentlich-rechtlichen Anstalten", kämpft - vor allem mit Einsparungen.

Auf dem Weg zum Gipfel (seiner Macht), hat der britische Schatzkanzler Gordon Brown etwas getan, was er möglicherweise noch bereuen wird: Trotz intensiven Lobbyings gewährte der künftige Premierminister der BBC heuer im Jänner nur eine Gebührenerhöhung von derzeit jährlich 131,50 auf 151,50 Pfund (221 Euro) im Jahr 2012. Das sind weniger als die derzeitige Inflationsrate von 3,1 Prozent, während der Sender auf einen Abschluss um 2,3 Prozent über der Inflationsrate gedrängt hatte.

Brown wollte sich einmal mehr als solider Haushaltspolitiker empfehlen, aber das Missfallen in der BBC gegenüber seinem Spardiktat könnte ihn eines Tages noch teuer zu stehen kommen. Auf wohlwollende Berichterstattung wird er nicht hoffen können, wenn die Gerüchte über den Verlust von tausenden Arbeitsplätzen wahr werden.

Innovationen erforderlich

Zwar verspricht die "schwer enttäuschte" (Generaldirektor Mark Thompson) BBC-Führung, auch mit dem reduzierten Budget auskommen zu können. Spricht man aber dieser Tage mit BBC-Mitarbeitern wird eines klar: Im Newsroom geht die Angst um, denn Sendungen sollen eingestellt werden, tausende Mitarbeiter zittern um ihre Arbeitsplätze.

Das wiegt umso schwerer, als der private Konkurrent Rupert Murdoch kräftig investiert. Bis Ende des Vorjahrs erhöhte Murdochs BSkyB ihren Anteil am Sender ITV auf 18 Prozent und übernahm damit bei einem der wichtigsten terrestrischen Konkurrenten der BBC praktisch das Sagen. Aus dieser Position der Stärke heraus landete man den Mediencoup des Jahres: BBC-Aufsichtsratchef Michael Grade, ein legendärer Fernsehmacher, wurde von "Auntie Beeb" (wie die Briten ihre BBC liebevoll nennen) abgeworben.

In einem ersten Schachzug hat Grade der BBC bereits die Übertragungsrechte für das Fußball-Cupfinale, einem der Höhepunkte des Sportjahres, abgenommen. "Wir können einfach nicht mehr mitbieten", sagt ein BBC-Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will. "Es ist ein Teufelskreis: Weniger Geld, weniger Seher, weniger Einnahmen."

Weil aber Not erfinderisch macht, setzt die BBC massiv auf Innovation. Im Internet ist der Sender nicht nur Spitzenreiter in Großbritannien, sondern die sechstgrößte Marke weltweit. Das Potenzial will die BBC-Führung auch nutzen, um Geld zu machen. So sollen schon im Herbst auf www.bbc.com kostenpflichtige Dienste angeboten werden wie etwa Zugang zum legendären BBC-Archiv. Der neue iPlayer wird dieser Tage lanciert und erlaubt das Herunterladen von TV-Programmen via Internet und ihre Speicherung für die Dauer von einer Woche.

Verstärkt werden auch die Aktivitäten von BBC Worldwide, dem kommerziellen Arm des Senders, für dessen TV- und Radioprogramme ansonsten immer noch das Verbot kommerzieller Werbung aus der Gründungscharta von 1927 gilt. Im Gegenzug erhält der Sender derzeit 3,5 Milliarden Pfund an Rundfunkgebühren, muss aber auch Aufgaben übernehmen, die ihm die Regierung in der Erneuerung dieser Charta alle zehn Jahre neu vorschreibt. Dazu gehört etwa für den Zeitraum bis 2012 die Umstellung des Landes auf Digital-TV, was nach Schätzungen der BBC 600 Millionen Pfund kosten wird.

Kein Ende in Sicht

Etwa ebenso teurer wird Schätzungen zufolge die Übersiedlung der Sendezentralen für die Sport- und Kinderprogramme von London nach Manchester. Betroffen werden mindestens 1500 Mitarbeiter sein. Auch dieser Schritt war politisch zumindest "wünschenswert", ist doch der Nordwesten Englands Kernland der Labour-Regierung.

Dennoch sollte man sich um die BBC nicht allzuviel Sorgen machen. Auch unter dem enttäuschenden Deal erhält der Sender bis 2012 garantiert 20 Milliarden Pfund. Damit lässt sich schon was machen.

Und ist ein Fernsehabend mit der BBC oft genauso deprimierend wie von jedem beliebigen Konkurrenten (abgesehen von Information, wo die BBC weiter führend ist), gelingen dem Sender immer wieder Hits wie Strictly Come Dancing (die Vorlage für die ORF-Tanzshow Dancing Stars) oder The Apprentice, wo sich Kandidaten um einen Job bei dem Computer-Milliardär Alan Sugar bewerben und durch ein Ausleseverfahren gehen, das nur als Realsatire auf die Welt des Turbo-Kapitalismus verstanden werden kann.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung