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Digital In Arbeit

Monopol immer teurer

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Die Kostenexplosion bei öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalten nimmt europaweit zu. Auch das macht private Konkurrenz immer mehr zur Unausweichlichkeit.

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Die Kostenexplosion bei öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalten nimmt europaweit zu. Auch das macht private Konkurrenz immer mehr zur Unausweichlichkeit.

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Während in Frankreich der Hörfunk überhaupt keine Gebühren erhebt und mit staatlichen Geldern finanziert wird und in Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland eine Mischfinanzierung aus Gebühren und Werbung besteht, reicht die breit gefächerte europäische

Palette über unterschiedliche Abgeltung für Färb- bzw. Schwarzweißfernseher (England) bis hin zur völligen Gebührenbefreiung in Luxemburg.

Schweden hat sich teils an Frankreich, teils an England angelehnt: Farbfernsehen muß teurer bezahlt werden, der Hörfunk ist kostenlos, Funkwerbung ist jedoch ganz verpönt. Die Italiener müssen trotzdem jährlich 100.000 Lire (etwa 1200 öS) an die RAI berappen, obwojil sie die staatlichen Sender meist nur einschalten, um Zugang zu Nachrichtensendungen und Sportübertragungen zu finden. Ansonsten hört und sieht man dortzulande fast ausschließlich privat.

In Großbritannien kommen die Rundfunkgebühren nur der staatlichen BBC zugute. Die unabhängige IBA/ITV wird ausnahmslos mit Werbung erhalten, die wiederum der BBC weiterhin versagt bleibt. Während die 55jährige BBC 1980 noch mit einem Reingewinn von 4,5 Millionen Pfund Sterling abschloß (dank zusätzlichen Einnahmequellen wie Programmexport, Veräußerung von Urheberrechten, Verleih bespielter Bänder, Videothek-Erlöse etc.), befinden sich die bundesdeutschen ARD-Anstalten schon längst nicht mehr in rosiger Lage.

Sie decken zwar ca. 35-40 % ihrer Betriebskosten mit Werbeerträgen, aber die Zuflüsse aus Rundfunkgebühren werden fast restlos zur Abdeckung der Personalkosten aufgebraucht. Ganz kraß ist die Situation beim Bayerischen Rundfunk, wo dieses Jahr voraussichtlich 90 %(!) der Gebühreneinnahmen für das Personal aufgewendet werden müssen. Ferner wird erwartet, daß die ARD-Hörfunk- und Fernsehanstalten, die nach Ländern gegliedert sind, bis Ende 1982 ein Defizit von umgerechnet 3,3 Milliarden Schilling aufweisen werden.

Eine weitere Verschärfung der Lage zeichnet sich in der Schweiz von Mitte 1983 bzw. in der Bundesrepublik von 1985 an ab, wenn die ersten privaten Lokal- und Regionalsender in Erscheinung treten werden. Bereits heute abzusehen ist die früher oder später unabänderliche Zusammenlegung der ARD-Anstalten SWF (Baden-Baden) mit dem Südfunk- Stuttgart sowie jene des NDR (Hamburg) mit dem WDR-Köln, während das Weiterbestehen der kleineren Sendeanstalten wie Radio Bremen (160 Beschäftigte) und SR-Saarbrücken in der jetzigen Form zumindest angezweifelt werden kann.

In der Schweiz, wo die SRG noch lange nicht die überdimensionalen Ausmaße des deutschen „Staatsfunks“ erreicht hatte, spricht man vorerst nur von einer Mitbenutzung der staatlichen Studioeinrichtungen in Basel und Zürich durch die ins Leben gerufenen Lokalsender privater Trägerschaft: RFGB und RFGZ mit jeweils 16(!) Beschäftigten.

Das Aufkommen von Radio Ca- rinzia und Radio Valcanale in Südösterreich wird den ORF wohl kaum zu größeren Änderungen veranlassen. Vorerst werden die ORF-Werbeeinnahmen durch Grenzsender noch nicht einschneidend beeinträchtigt. Das österreichische Kabelnetz beschränkt sich einstweilen auf Übernahme und Verteilung ausländischer Programme. Eigene Kabelbeiträge dürfen in Österreich noch nicht produziert werden. Mit ernsthaftem Wettbewerb wäre Österreichs Staatsrundfunk konfrontiert, wenn die Kabelbetreiber beschließen sollten, demnächst auch die Satellitenprogramme des privaten britischen

„Satellite TV“ zu übernehmen, wie das in der Schweiz teilweise über die „Rediffusion AG“ in etlichen Gemeinden um den Zürich- See schon geschieht. Ab 1983/85 muß in Österreich auch mit der Einstrahlung privater Sender — vorerst nur Hörfunk — aus der Schweiz nebst Bayern und Baden-Württemberg gerechnet werden.

Eine Untersuchung der Durchschnitts-Selbstkosten je Sendeminute, durchgeführt 1980, ergab. in der Bundesrepublik im Hörfunkbereich umgerechnet 672 Schilling (Hörspielsendungen öS 2.240, leichte Musik öS 330). Die Programmkosten des Deutschen Fernsehens/ARD liegen umgerechnet bei öS 24.500 pro Sendeminute im Schnitt. Bisweilen am billigsten sind Spielfilme mit 10.500 Schilling pro Minute.

Die Programmkosten der Deutschschweiz (SRG/DRS) liegen etwa um elf Prozent darüber, die des ORF ungefähr acht bis zwölf Prozent unter den deutschen Programmkosten.

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