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Salzburg-Erinnerungen in Todi

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Richtiger Salzburger Schnürlregen begleitete die Eröffnung der ersten Veranstaltung von „Arteuropa”, einem neuen Festival, das nun jährlich in der zauberhaften Stadt Todi, in Umbrien, stattfindet. Das Salzburger Wetter als Sympathiebeweis bezeichnete der Salzburger Vizebürgermeister Heinz Schaden, denn „Arteuropa” ist in diesem Jahr Salzburg und dem Thema „75 Jahre Salzburger Festspiele” gewidmet.

Wer dieser Tage durch die dreifachen Stadtmauern - mittelalterliche, römische, etruskische —, durch die steilen, engen Gassen zum Mittelpunkt dieser wunderschönen Hügelstadt hinaufwandert, findet in der strengen Sala delle Pietre in dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Palazzo del Popolo eine interessante Ausstellung über die Geschichte der Salzburger Festspiele. Gerhard Tötschinger, ehemals Leiter des Festivals in Hellbrunn und jetzt künstlerischer Leiter von Todi-„Arteuropa” hat sie liebevoll und mit fundiertem Wissen zusammengestellt und präsentiert sie anhand historischer Fotos, entzückender Modellbühnen und Kostümen mit Schwerpunkt auf den italienischen Rezügen.

Zu den Klängen des „Rosenkavalier” kann man akustisch das Wirken von Arturo Toscanini von 1934 bis 1938 verfolgen, Renjamino Gigli beim Domkonzert 1936 sehen. Im selben Jahr ist der italienische Thronfolger Umberto mit Landeshauptmann Franz Rehrl am Makartsteg fotografiert.

Man sieht Tito Gobbi und Ezio Pin-za als Don Giovanni unter Rruno Walter 1937, Cesare Siepi als Don Giovanni 1953, Mirella Freni als Elisabeth von Valois und Piero Capuccilli als Marquis Posa im „Don Carlos” von 1975. Die „Tancredi”-Aufführung zum 200. Geburtstag von Rossini ist ebenso dokumentiert wie die Darbietungen von Claudio Abbado, Riccardo Muti, Carlo Maria Guilini, den Solisti Veneti. Auch die Bilder sämtlicher Je-. dermann-Aufführungen sind vertreten, da sieht man die Schwestern Christiane Hörbiger als Buhlschaft und Elisabeth Orth als Gute Werke gemeinsam auf der Bühne.

Am Programm von „Arteuropa” stehen Paul Gulda allein und mit dem Bläserensemble der Wiener Philharmoniker in dem vor kurzem restaurierten Stadttheater, Senta Berger rezitiert zweisprachig Hofmannsthal und Schnitzler. Frei nach Max Reinhardts Grundkonzept „Die Stadt als Szene” präsentiert der Hamburger Pantomime Jörg Lemke seine Vorstellung auf den Stufen zum San Fortunato Tempel und abendliche Filmvorführungen von Opern unter Herbert von Karajan finden auf der Piazza del Popolo statt.

Daß Paul Gulda wegen des Streiks der Alita-lia-Piloten mit zehnstündiger Verspätung per Taxi direkt aus Bologna bis vor die Treppe des Theaters angereist kam und vom geduldig wartenden Publikum mit Applaus empfangen wurde, brachte eigentlich noch mehr Charme in das Ganze. Auf die Frage, was Gerhard Tötschinger nach der Leitung des Festivales in Hellbrunn dazu veranlaßt habe, „Arteuropa” zu übernehmen, meint er: „Brücken schlagen zwischen Ländern und zwischen den Künsten.”

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