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Natur und Form

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Noch ist Gelegenheit, bis zum 10. Juli die äußerst reichhaltige Ausstellung japanischer Druckgraphik in der Galerie am Modenapark zu besuchen, die einen umfassenden Überblick über die neuen Strömungen im Inselreich gibt. Was bei fast allen Blättern hier auffällt, ist die starke Bindung an die Natur, die in den glücklichsten Fällen zu einer Synthese der Tradition mit den westlichen Kunstidiomen führt. Da ist vor allem der durch seine schöne Ausstellung im Kunstgewerbemuseum bekanntgewordene Shiko Munakata zu nennen, dann Vozo Hamaguchi, der in seinen Graphiken malerische Elemente des Westens mit den überlieferten Formen verbindet, Masanari Musai, der das Naturbild in Zeichen umwandelt und mit farbigen Blöcken instrumentiert, der sehr persönliche Yoshitoshi Mori, der archaische Formen' in großen Holzschnitten abwandelt, und der etwas parfümierte Kazu Wakjta, dessen Arbeiten schon zu sehr westliche Elemente aufweisen. Diese sind besonders stark bei Tetsuro Komai zu finden, dessen Blätter oft so wörtlich von Miro, Max Ernst und Corbusier inspiriert sind, daß es im letzten Fall, einer „Umsetzung“ der Fensterwand von Ronchamp, ans Plagiat grenzt. Auch Saito ist von Max Ernst abhängig, seine Blätter besitzen aber einen eigenen musikalischen Reiz, der nicht zuletzt von dem starken Naturgefühl kommt, das fast alle Graphiken beseelt.

Auch die Ausstellung des jungen Tiroler Malers und Bildhauers Oswald Oberhuber wirft das Problem der Natur und der Form auf. Oberhuber, 1931 geboren, war sicher einer der ersten authentischen Ta-chisten in Österreich, was immer das auch zu sagen hat. Heute müht er sich um einen Weg, der wieder zur menschlichen Figur führen soll, wobei in seinen Bildern und Graphiken Anklänge an Giacometti, Schlemmer, Veira da Silva und Wotruba auftauchen. Seine Arbeiten, von welchen die Ölbilder gar nicht und die Graphiken zum Teil befriedigen, kranken an einer ungenügenden Gliederung der Fläche und einer zugunsten des Ästhetischen vernachlässigten räumlichen und formalen Gestaltung. Der Fehler ist, daß die Auseinandersetzung mit der Natur gescheut wird und nicht auf*der Natur, sondern auf einem abstrakten Vorstellungsbild von der Figur aufgebaut ist. Der umgekehrte Weg wäre der schwerere, aber auch der fruchtbarere.

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