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Neues von Kokoschka

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Im Rahmen einer Wanderausstellung, die von Wien ihren Ausgangspunkt nimmt und dann nach München und anderen Städten Deutschlands geht, zeigt die Albertina drei graphische Serien von Oskar Kokoschka, die in den Jahren 1961 bis 1963 entstanden. Diese lithographischen Blätter sind das Ergebnis einer Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Shakespeareschen „König Lear“ und zweier Reisen: nach Apulien und nach Griechenland. Im „König Lear“ tritt uns der späte Kokoschka gleichsam entschärfter gegenüber, vergleicht man ihn mit der frühen „Bachkantate“. Geblieben ist nur die Identifikation der Gestalten mit dem Künstler und nicht umgekehrt, wie etwa bei Rembrandt in den Bibelillustrationen. Das ist eine wesentliche und für den Expressionismus, den Kokoschka vertritt, bezeichnende Akzentsetzung. Das Malerisch-Diffuse ist in diesen Graphiken noch reicher geworden und behauptet sich gegen die Form genauso, wie die überzeitliche Tragödie Lears der Atmosphäre und der psycho-logisierenden Gestik gewichen ist. Dies ist ein Ibsenscher Lear und nicht der des Schwans vom Avon. Die Lithos der Apulienreise bringen das Bukolische einer Landschaft zum Ausdruck, die für den Künstler das „Tor zur Antike“ ist. Fische, Boote, Tiere und Menschen gesellen sich den Olivenhainen in sehr atmosphärischen Darstellungen, die von der Weisheit des Alters und an Harmlosigkeit gewonnen haben. Über einigen Landschaften liegt ein zitternder Glanz, den herbstliche Sonne ausstrahlt. Unter diesen Blättern sind die besten der Ausstellung zu suchen. Weniger unter jenen aus Hellas. Um antiker Architektur und Plastik gerecht zu werden, fehlt Kokoschka das Maß; sein Bekenntnis zu ihr ist literarisch und — den Graphiken nach zu schließen — allzu flüchtig. Der Faszination des Sinnlichen folgend, wird der Geist und die Verantwortung, die in der Form liegen, übersehen.

Die Figurenbilder von Oswald Ober-huber in der Galerie Würthle sind ein weiterer Schritt auf dem Weg, den sich der junge Maler mit erfreulicher Konsequenz gewählt hat. Aus rhythmischer Gliederung entsteht in lyrischen Modulationen mehr und mehr Raum, die Gestalten werden zu immer größerer Konkretheit vorgeführt. Manches verlangt noch nach größerer Präzision, stärkerer Formung, eindeutigerer Bestimmtheit. Im ganzen gesehen, eine interessante Ausstellung, aus der die „Linienfiguren“, die „Gestaffelten Figuren“ und die „Bewegten Figuren“ hervorragen.

Heinrich Heuer ist mit seinen Graphiken bereits in den Ausstellungen des Künstlerhauses aufgefallen. Seine kleine Kollektive von Radierungen in der rührigen und sympathischen Galerie Peith-ner-Lichten/els in der Seilergasse zeigt eine bedeutende Steigerung sowohl seiner technischen wie expressiven Möglichkeiten. Die strukturellen und graphischen Mittel haben sich erheblich verfeinert und verdichtet, besonders durch die Nutzung der Farbradierung. Die Formen, nun ins Zeichenhafte drängend, sind bedeutsamer geworden und frei von stereotypen Wiederholungen. Mit diesrr eindringlichen Ausstellung legitimiert sich Heuer als einer der wichtigsten jungen österreichischen Graphiker.

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