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Im Volkstheater...

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Um dem Motto der diesjährigen Wiener Festwochen gerecht zu werden, das Aufführungen von Autoren aus den Donauländern vorsieht, hat das Volkstheater den jungen Dramatiker Vaclav Havel und dessen satirisches Schauspiel „Die Benachrichtigung“ in seinen Spielplan aufgenommen, dessen „Gartenfest“ in der vergangenen Saison am Volkstheater bereits großen Erfolg hatte.

In der „Benachrichtigung“ greift Havel mit Freimut und Schärfe das Beamtentum und den Amtsschimmel an, wie er in den Oststaaten sein Unwesen treibt. Merkwürdigerweise wird diese Satire des hochbegabten jungen Prager Dramatikers vom Wiener Publikum nicht ganz so verstanden, wie sie gemeint ist. Da in diesem Stück die Wirklichkeit absurd und unwirklich in Erscheinung tritt, wird die Absurdität für bare Münze genommen, was vielfach zu den erstaunlichsten Mißverständnissen Anlaß gibt, was in zahlreichen Briefen an die Direktion des Volkstheaters zum Ausdruck kommt.

Neben diesem Stück gelangen „Die „Troerinnen“ des Euripides in der Neubearbeitung Jean-Paul Sartres zur österreichischen Erstaufführung.

Sartre, dessen wichtigste Stücke in Wien alle vom Volkstheater gespielt wurden, hat in den letzten Jahren kein eigenes Stück mehr geschrieben. In den „Troerinnen“, in denen Euripides schon vor mehr als zweitausend Jahren die Härten und Schrecken des Krieges und der Gefangenschaft angeprangert und den Menschen ins Gewissen gerufen hat, fand Jean-Paul Sartre nun sein Lieblingsthema: den Menschen die Sinnlosigkeit des Krieges vor Augen zu halten. „Wer zum Schwert greift, kommt durch das Schwert um“, heißt es in der Bibel. Euripides läßt Poseidon den schrecklichen Fluch gegen die Menschen sprechen, in dem er ihnen den Untergang als gewiß hinstellt, nachdem sie nichts anderes können als einander mit Haß, Rache und blinder Vergeltung zu verfolgen.

Jean-Paul Sartre hat den großen Stoff aus der Antike in eine moderne, glasklare Sprache gekleidet und ihn so zu etwas gemacht, dem es an Aktualität und Gegenwartssymbolen nicht fehlt. Das Werk hat Gustav Manker mit dem Ensemble des Volkstheaters inszeniert.

Am 3. Jumi kommt das Slowenische Nationaltheater aus Preßburg für einen Tag ans Volkstheater. Man spielt das personenreiche Lustspiel „Der Findling“ von dem slowakischen Klassiker aus dem vorigen Jahrhundert, Jonas Zäborsky. Die Preßburger haben bisher noch immer ausgezeichnetes Theater nach Wien gebracht.

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