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Mrozeks „Tango“ in Salzburg

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Mit dem dreiaktigen Schauspiel „Tango“ von Slawomir Mrozek, dem polnischen Dramatiker, hielt die Direktion Buschbeck nun auch in den Kammerspielen des Salzfaurger Landestheaters ihren Einzug. Nach dem Bekenntnis zur österreichischen Theatertradition im Landestheater weist Buschbeck mit der Wahl dieses Stückes auf eine zweite Komponente seines Spielplankonzepts hin: auf das internationale Zeitdrama. Mrozeks Werk ist für unsere Bereiche in doppelter Hinsicht interessant: einmal als repräsentatives Werk der zeitgenössischen Literatur aus der geistigen Atmosphäre eines Ostblockstaats, zum andern, weil es zeigt, daß die Mentalität der Intellektuellen auch im europäischen Osten durch ratlosen Pessimismus, ja durch ein verzweifeltes Vergnügen an der Ausweglosigkeit der Situation

charakterisiert erscheint Die Popularität, die das Stück in Polen erlangt hat, ist wohl vor allem politisch zu deuten: es steht in Opposition zu dem offiziell befohlenen Kulturoptimismus — verschlüsselt zwar und aus dem Konkreten ins Allgemeine projiziert, aber das macht dort für ein hellhöriges Publikum noch einen zusätzlichen Reiz aus. (Über den Inhalt des Stückes haben wir bereits nach seiner Wiener Premiere berichtet.)

Die Form, deren sich der Autor bedient, ist eine Kombination aller dramatischen Formen, von der possenhaften Farce bis zur Tragödie, und dem absurden Theater verwandt. Es hangt vom Regisseur ab, welches Element den Charakter des Stückes bestimmt. Paul Hengge konnte sich für keines entscheiden, und so kam keines recht zur Gel-

tung. Freilich hatte sich die Regie mit den unlösbaren Raumproblemen des Makartsaales auseinanderzusetzen; daß ihr das einigermaßen gelang, ist ihr schon hoch anzurechnen. Ernst Bruzek trug mit einem originellen Bühnenbild dazu bei.

Am ehesten wird man der Aufführung gerecht, wenn man sie nach den schauspielerischen Leistungen beurteilt. Sie hatten durchwegs Niveau. Werner Besch, der mit der schwierigen Rolle des Artur debütiert, hat ein bedeutendes Talent einzusetzen. Die Figur des genialisch beredsamen, teigigen Vaters stellt Raimund Kuchar überraschend lebensecht auf die Bühne. Der Wirrkopf und servile Jasager Eugen fand in Hermann Schober eine treffsicher karikierte Verkörperung. Sepp Schlepers zeigt als Edek jenen Typus des Massenmenschen, der die Revolutionen macht- und sinnlos macht. Die Damen Auguste Ripper (Großmutter Eugenia), Isolde Stiegler (Eleonore) und Rosemarie Schrammel (Ala) lösten ihre Aufgaben zufriedenstellend.

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