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1. Mai
Der 1. Mai ist ein ganz besonderes Zeitereignis: Ruhetag der Arbeit, Gedenktag des heiligen Josef und 100. Geburtstag von Teilhard de Chardin. Dieser Theologe, Jesuitenpater, christliche Mystiker war wie kein anderer in der Lage denkend und schreibend Gegensätze zu überwinden, zwischen Christentum und Naturwissenschaft einerseits, aber auch den Gegensatz zwischen den Generationen.
So erinnerte ich mich anläßlich der „Welt des Buches“(Mi., 22.4., 21 Uhr, FS 2), welch überragende Rolle Teilhard de Chardin in meiner Jugend gespielt hat. Statt einer (wohlverdienten) Strafpredigt hat mir einmal eine Erzieherin ein kleines Taschenbüchlein in die Hand gedrückt: „Da lies, wir reden nachher darüber.“ Ein Buch als Erziehungsmittel, auch diese Seite ist Facette der „Welt der Bücher“.
Schon mit wenigen Sätzen vermochte der Verfasser der neuen de Chardin-Biografie, Günther Schiwy, seine Begeisterung zu übermitteln. Er habe nach einer Gestalt gesucht, die die Probleme dieses Jahrhunderts spezifisch verarbeitet und bewältigt habe, erklärte er und hätte in seiner engagierten Art ruhig weitererzählen können. Denn Schiwy, der Teilhard de Chardin nur aus seinen Werken kannte, konnte wesentlich Anschaulicheres sagen, als Herbert Tichy, der ihn seinen persönlichen Freund nannte.
Eigenartig berührte mich, daß in dieser Sendung gleich zwei große Schriftsteller präsentiert wurden, die beide eine mich beeinflußende Rolle gespielt hatten: der Spanier Jorge Luis Borges war der zweite. Es wird Zeit, noch einmal alle die Bücher hervorzuholen, die einmal tief beeindruckt haben. Und müßte man an dem Tag, an dem die Arbeit ruhen soll-am 1. Mai nämlich - darin zu schmökern beginnen.
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