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Bankenfusion: Willkommener Druck

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Die Betriebsräte der Verstaatlichten drohen mit dem „Marsch auf Wien", weil die Regierung „Kindesweglegung" und eine „Zerschlagung des gesamten AI-Konzerns" plant. Die Betriebsräte der AUA drohen mit Streik, weil der AUA-Vorstand (mit Billigung des Finanzministers als Vertreter des Mehrheitseigentümers, der Republik Österreich) eine Kooperation mit drei anderen Airlines plant. Wetten, daß sich die CA-Betriebsräte auch etwas einfallen lassen, weil der Raiffeisensektor eine Übernahme der Mehrheit bei der immer noch mehrheitlich im Staatsbesitz stehenden Creditanstalt plant?

Nun kann man ja wirklich nicht sagen, daß das AUA-Management bei der Verfolgung der Kooperations- (in Wahrheit: Fusions-) Pläne mit großer Umsicht vorgegangen wäre. Das Muskelspiel der Betriebsräte ist dennoch zuviel des Schlechten: Es ist gefährlich, weil es Politi- -ker bis hinauf in die höchsten Ränge reizt, daraus für eine der immer vor der Türe stehenden Wahlen politisches Kapital zu schlagen. Die für die betroffenen Unternehmen dringend notwendigen Strukturentscheidungen werden dadurch verzögert, oft auch unmöglich gemacht.

Man kann nur hoffen, daß der Creditanstalt, jahrzehntelang immerhin unser monetäres Aushängeschild, ein derartiges Schicksal erspart bleibt, und die kindischen Kommentare von SPÖ-Zentralsekretär Cap („was haben die Bauern davon?") und Liberales Forum-Chefin Heide Schmidt („da steckt Erwin Pröll dahinter!") einmalige Ausrutscher waren. Glücklicherweise hat Ferdinand Lacina - gewiß unverdächtig, ein Raiffeisen-Söldling zu sein - sehr sachlich reagiert.

Daß die „rote Reichshälfte" jetzt überlegt, ob es für sie opportun ist, wenn „ihrer" (durch die Fusion von Zentralsparkasse und Länderbank entstandenen) Bank Austria künftig eine noch größere „bürgerliche" Bank gegenübersteht, ist zwar zu erwarten, wäre aber angesichts der Ertragsprobleme im Bankensektor dennoch ein Wahnsinn. Der Ernst der Lage sollte andere Kriterien als die wirtschaftliche Sinn-haftigkeit eines derartigen Zusammenschlusses ausschließen.

Die führende Bank Austria würde damit zwar einen mächtigen, noch größeren Konkurrenten erhalten, aus dem Konkurrenz-druck aber möglicherweise langfristig Vorteile für den unausweichlichen internationalen Wettbewerb ziehen: Die wegen des Widerstandes der Belegschaftsvertreter bislang nur sehr zaghaft durchgeführte Rationalisierung aus der Fusion würde wesentlich schneller durchgezogen werden können.

Und viel schneller würde sich dann auch der Sparkassensektor über seine künftige Struktur einigen können, was weder für den Geldsektor noch für die österreichische Volkswirtschaft von Nachteil wäre.

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