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„Carmen“ - live

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(Staatsoper, Wien) Ein säkulares Opernereignis hat nicht stattgefunden. Die neuinszenierte „Carmen“ von Bizet in der Wiener Staatsoper, die am vergangenen Samstag Premiere hatte, ist eine sehr beachtliche Produktion des bekannten Regisseurs und Bühnenbildners Franco Zeffirelli (Kostüme: Leo Bei) und des in Wien noch viel zu wenig bekannten Dirigenten Carlos Kleiber. Der Referent hat die beiden ersten Akte in der Oper gesehen und dann den zweiten Teil der Übertragung, bis nach Mitternacht („Club 2“) auf dem Bildschirm verfolgt. Denn darauf kam es bei dieser Produktion ja vor allem an: auf die erste Live-Ubertragung aus der Staatsoper, die dank der raffinierten Bildausschnitte vorzüglich gelang.

An gründlicher Vorbereitung und bemerkenswertem technischen Einsatz hat es nicht gefehlt, um einen größeren Kreis von Menschen an der Kunstform Oper teilnehmen zu lassen und den bereits Kundigen einen Blick auch hinter die Kulissen zu erlauben. Doch kommt es ja vor allem auf die Qualität des Gebotenen an. Und da muß man einwenden, daß diese Inszenierung schwerwiegende Mängel hatte. Diese kamen im Großen Haus am Ring sehr viel mehr zum Vorschein als auf dem Bildschirm. Denn der Regisseur Franco Zeffirelli liebt - vielleicht von seiner Filmarbeit beeinflußt -Menschenmassen, mit denen er sowohl den Platz in Sevilla wie die „Schenke“ des Lillas Pastias vor der Stadt vollstopfte.

Allen Anforderungen, auch den anspruchsvollsten, entsprach, wie zu erwarten war, Placido Domingo als Don Jose. Seine Partnerin Elena Obrastzowa vom Moskauer Bolschoi Tiatr besitzt einen ungewöhnlich schönen Mezzo und Spieltalent, auch mit der französischen Sprache wurde sie recht gut fertig (wie übrigens fast alle Mitwirkenden). Aber eine Carmen ist sie von ihrem Naturell und auch vom Aussehen her nicht. Da entsprach eher ihr Kollege vom Bolschoi Tjatr Juri Ma-zurok als Escamillo sowie die junge am Opernhaus von Sidney tätige Isobel Buchanan.

Das große musikalische Ereignis fand vor dem Vorhang statt. Hier dirigierte mit Verve und Intensität Carlos Kleiber die Wiener Philharmoniker, mit denen er zuweilen dem Bühnenensemble davonlief.

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