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Das Geschenk

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„Oh! Notre-Dame-de-la-Paix, schütze auf immer in Frieden die menschliche Familie." Mit diesen Worten weihte Papst Johannes Paul II. am 9. Septem- ber in Yamoussoucro (Elfenbein- küste), dem zur neuen Haupt- stadt erklärten Heimatdorf des Präsidenten der Elfenbeinküste, Felix Houphouet Boigny, die größte Kirche Afrikas ein. Der 1,8 Milliarden Schilling teure Bau, eine Kopie des Petersdoms in Rom, wurde im April 1989 der katholischen Kirche von Boigny geschenkt. Der Papst hat da- mals drei Monate überlegt, ehe er das Geschenk annahm, und jetzt die Weihe nur unter der Bedingung durchgeführt, daß Präsident Boigny eine interna- tionale Stiftung ins Leben rufen müsse, konkret ging es um den Bau eines Spitals und eines Jugend-Bildungszentrums nahe der Kirche, um einen Fonds für die Basilika und um eine Rund- funkstation für Radio Vatikan.

Viele geben zu bedenken, daß das Geld für mehrere Schulen und Spitäler, die das Land drin- gend benötigt, reichen würde. Außerdem ist man bezüglich der Herkunft des Geldes - private Mittel Boignys - skeptisch. Sei- ne Landsleute nennen den Bau „den neuen Größenwahn des Alten". Ein so armes Land brau- che diese luxuriöse Kirche (7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze, ul- tramoderne Klimaanlage) nicht.

Andere argumentieren, auch Europa sei nicht reich gewesen, als der Petersdom in Rom und Notre-Dame in Paris gebaut wurden. Auf der Welt gäbe es fünf neue religiöse Großbauten, vier davon seien Moscheen (in Marokko, Nigeria, Arabien und in Rom), nur in Yamoussoucro sei es eine Kirche. Warum nicht?

Angesichts der Entwicklung des Islam in Afrika will Rom sichtlich die Präsenz der Kirche auf diesem Kontinent verstär- ken. Die Papstbesuche passen in dieses Konzept, auch die neue Basilika als Pilgerzentrum für ganz Afrika könnte Teil dieses Plans sein. Die Gläubigen ha- ben sich diese Kathedrale nicht gewünscht, „aber nun ist sie da, und man soll sie nutzen, zur Ehre Gottes und für das Heil der Men- schen", meint ein afrikanischer Priester.

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