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Degen und Druden

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„… und war ein Held an Fruchtbarkeit wie Calderön und Lope!” heißt es in einem Spottvers Platens, auf Kotzebue gemünzt. Dieser (positiven) Fruchtbarkeit ist auch die Komödie „Der Kavalier aus Flandern” entsprungen, eine von vielen, die sich der Dichter als Variation seiner Standardthemen einfallen ließ. H. C. Artmann hat sie der Vergessenheit entrissen und übersetzt, deftig und sprachsi- cher, und Herbert Wochinz hat sie für die Komödienspiele eingerichtet und inszeniert. Damit konnte das „Ensemble Porcia” sein siebzehntes Spieljahr eröffnen.

Des Dichters leichte Hand hat die Figuren gemischt zu einer Handlung, die man fast als „wie gehabt” bezeichnen könnte. Man täuscht, schwindelt, gibt sich und Geld aus, liebt und belauscht, fälscht Briefe und greift an den Degen. Die Familienverhältnisse sind wirr ledig hin, legitim her -, Tauschhandel in einer Tauschhandlung. Die Mutter möchte den, den die Tochter liebt. Man liegt sich in den Haaren oder in den Armen! „Caram- ba!” und „Adios!” schmettert’s durch den Schloßhof. Abgeblitzte Freier werden der Armee einverleibt. Ein bestechliches Dienstpersonal sorgt für entsprechende Lazzi. Mit einem Wort: Commedia!

Es geht um im Schloßhof, wo das „Ensemble Porcia” sich eines Werkes besonnen hat, darin „Der Furchtsame” mit den Gespenstern und Geistern auf gutem Drudenfuß steht, das heißt, sich vor ihnen auf den Tod ängstigt. Dieses Stück des frühverstorbenen genialen Philipp Hafner, der Raimund und Ne- stroy voranging und die Stegreifkomödie hinter sich ließ, kam den Akteuren unter Herbert Wochinz ungernein entgegen. Hier konnte man sich so richtig in eine Komik vertiefen, die Komödianten alle Möglichkeiten bietet - im guten wie im besten Sinne. Und so geriet es zum vollen Erfolg und das Ensemble hatte die Lacher auf seiner Seite, wenn der Herr von Hasenkopf, der die Klage heulen und die Drud drohen hört, sich in Ängsten windet und um Beistand fleht. Das Spiel läuft flüssig ab, die Figuren stellen sich in guten Kostümen (Evelyn Frank) wie aus einem Altwiener Thea- teralmanach vor. Hasenkopf zieht Zauberkreise und beschwört die Drud; Hanswurst, noch immer lebendig, treibt seine Späße; Jacques, der Friseur, schmiert und läßt sich schmieren; die Liebenden suchen einander und finden sich plötzlich durch einen Trick des Dichters, der Schlußpaare nicht ausstehen konnte, als Geschwisterpaar, und in’ ein großes Finale der „Geisterbeschwörung” mündet eine Komödie ein, die auf dem Weg zum Volksstück ist.

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