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Der Name der Dinge

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Die Gewichtung in der ,rAZ" ist symptomatisch: Kreiskys „Marshallplan" für die Dritte Welt, dessen Chancen nach der sofortigen Ablehnung durch die USA praktisch Null sind, dominiert nicht nur die Seite 1, sondern auch die Seite 3, Die Probleme der Verstaatlichten Industrie, die wahrscheinlich auch nur mehr ein Marshallplan retten fcann» kommen dagegen nur als politische Polemik auf Seite 2 unter femer liefen vor.

Unverständlicher- und un-verantwortlichenweise versucht die Regierung nach wie

vor, den Emst der Lage herabzuspielen. So meinte etwa Staatssekretär Löschnak in Vertretung des Bundeskanzlers, daß man den Unternehmen schade, wenn man von einer dramatischen und katastrophalen Lage spreche.

Ich bin der Meinung, daß man den Unternehmen und damit der Republik Osterreich schweren Schaden zufügt, wenn man nicht endlich die Dinge beim Namen nennt. Wenn sich die Regierung nicht blitzartig dazu entschließt, die jährlichen Milliarden-Subventionen von ernst zu nehmenden Sanierung smaßnahmen abhängig zu machen, werden wir bald nicht mehr vor der Frage stehen, ob wir weiter Geld in die maroden Staatsbetriebe stecken wollen. Wir werden es nicht mehr haben.

Wie, bitte, sehr geehrter Herr Staatssekretär Löschnak, soü man die Lage eines Betriebes (Donavntz) bezeichnen, bei dem es billiger käme, die Belegschaft bei vollen Bezügen nach Hause zu schicken als sie produzieren zu lassen, wenn nicht Jcatastrophal"?

Josef Taus, einer der exzellentesten Kenner der Verstaatlichten Industrie, hat mit seinem Vorstoß kürzlich den Versuch gemacht, die Parteipolemik zu durchbrechen und der Regierung die Chance zu geben, ohne Gesichtsverlust endlich Farbe bekennen zu können.

Karl Sekanina ist bisher als einziger darauf eingestiegen und hat wenigstens ein paar Dinge beim Namen genannt: Daß es nicht ohne Opfer der Belegschaft gehen werde…

Verantwortungsbewußte SPO-Mitglieder aus dem Verstaatlichten-Bereich, die nicht die abgesicherte Machtposition Sekaninas innehaben und sich die Veröffentlichung ihrer ehrlichen Meinung nicht leisten können, entlasten ihr GevAssen, indem sie Unterlagen, die über die katastrophale Lage in den verstaatlichten Unternehmen Aufschluß geben, anonym der Öffentlichkeit zuspielen und versuchen, im kleinen Kreis eine Allianz der Vemünftigen zvstande zu bringen.

Im SPO-Hauptquartier freilich vnll man vor allem die nächsten Wahlen gewinnen. Und dafür ist rr^an dort offenbar auch bereit, die Verstaatlichte Industrie zu verspielen.

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