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Die Bauernschaft hat standgehalten

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NR. Ök.-Rat Alois Scheibenreif Vizepräsident der Landwirtschaftskammer von Niederösterreich

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NR. Ök.-Rat Alois Scheibenreif Vizepräsident der Landwirtschaftskammer von Niederösterreich

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Als vor wenigen Monaten ein maßgebliches Mitglied der Bundesregierung unter anderem feststellte, daß die politische Modefarbe des Herbstes grün sei, ist damit zum Ausdruck gekommen, mit welcher Intensität die Bauernschaft ihre vordringlichsten Anliegen zu verfechten bereit war. Damit war auch zu erkennen, daß die Bauernschaft ihre Forderungen mit Recht deutlich machte, da sie auf Grund ihrer Leistungen und ihrer Rolle als Dienerin der gesamten Volkswirtschaft Beachtung durch die Öffentlichkeit verdiente.

Die Landwirtschaft hatte 1961 die Produktion auf nahezu allen Gebieten neuerlich erhöhen können und damit einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, neben der militärischen Neutralität auch die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln zu gewährleisten und damit die Neutralität und Unabhängigkeit der Ernährung zu sichern. Die österreichische Bauernschaft strebt keineswegs eine Autarkie der Ernährung an, sie muß aber trachten, wertvolle Devisen zu ersparen und die Passivität der Handelsbilanz nicht noch mehr zu erhöhen. Sie muß ihre Leistungsfähigkeit aber auch derart steigern, daß sie den kommenden Anforderungen durch die wirtschaftliche Integration voll gerecht zu werden vermag.

Die moderne Technik und die Wissenschaft haben der Bauernschaft Möglichkeiten an die Hand gegeben, die Produktion entscheidend zu rationalisieren und zu verbessern. Die Qualität der Erzeugnisse und der Rhythmus der Erzeugung haben sich, soweit dies nicht durch biologische Unmöglichkeiten begrenzt ist, den Erfordernissen des Konsums vollkommen angepaßt, und die österreichische Agrarproduktion hat absolutes Weltniveau. Diese Bemühungen, aber auch die Erfolge haben der Landwirtschaft größte Anstrengungen abgefordert und beträchtliche Probleme geschaffen. Dazu gehören unter anderem die Öbsorge nach entsprechenden Investitionsmitteln, aber auch die Vermarktung der erzeugten Güter. Die sich daraus ergebenden Fragen und Schwierigkeiten haben die Bauernschaft und ihre Einrichtungen zeitweise in arge,

Bedrängnis gebracht, abej es ist gelungen, viele dieser Schwierigkeiten zu meistern, und die Bauernschaft hat auch im Jahre 1961 allen Anfechtungen standhalten können. Neben den erfolgreichen Bemühungen, die wirtschaftlichen Fragen zu lösen, sind es die Bestrebungen auf sozialpolitischem Gebiet gewesen, die im abgelaufenen Jahr ebenfalls beträchtliche Fortschritte gemacht haben. Es gehört zu den bedauerlichen Notwendigkeiten unseres Jahrhunderts, daß auch der Bauer von sozialen Einrichtungen bestimmter Art Gebrauch machen muß, aber die Entwicklung auf dem Preissektor hat dazu geführt, daß jene Verluste, die durch eine soziale Preisbildung der Bauernschaft zugemutet werden, durch soziale Einrichtungen so gut als möglich kompensiert werden müssen. Es ist daher aufrichtig zu begrüßen, daß die Bemühungen um die Einführung einer obligatorischen Krankenversicherung weitere Fortschritte gemacht haben. Insgesamt ist das Jahr 1961 wirtschaftlich absolut von Erfolg erfüllt gewesen und hat die Bauernschaft aber auch ihren strukturellen und wirtschaftspolitischen Zielen ein beträchtliches Stück nähergebracht, wobei es ihr gelungen ist, unter Wahrung ihrer Maximen im größtmöglichen Ausmaß die Freiheit zu bewahren und nur im unumgänglich notwendigen Maße Sicherheit zu .gewinnen.

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