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Interesse für den gemeinsamen Markt
Wie die gesamtösterreichische Land- und Forstwirtschaft, ist besonders auch die kärntne-lische außerordentlich daran interessiert, daß die europäischen Integrationsbestrebungen zu keiner Diskriminierung unserer Agrarwirtschaft führen. Mit größtem Interesse verfolgten wir daher die Ergebnisse der Reisen unseres Bundeskanzlers und sind auch darüber befriedigt, daß die Vorschläge der Landwirtschaft die Billigung der Gesamtregierung gefunden haben. Wenn nun diese Vorschläge in Brüssel überreicht wurden, so knüpfen sich große Hoffnungen der österreichischen Bauernschaft an die kommenden Besprechungen.
Die Bauernschaft wünscht, erstens, daß man die Verhandlungen in Brüssel noch dieses Jahr ernstlich aufnimmt, und hofft, daß ihr Ergebnis unsere agrarischen Exporte, welche für diie Bauern Österreichs lebenswichtig sind — nimmt doch der EWG-Raum heute schon zu 8 5 bis 90 Prozent unsere Überschüsse auf —, nicht nur zollmäßig, sondern auch mengenmäßig begünstigt.
Durch die ständige Abwanderung von Arbeitskräften ist auch der Kärntner Bauer gezwungen, sich den geänderten Verhältnissen anzupassen. Umstellungen größeren Ausmaßes sind bereits durchgeführt. Auf dem Gebiete der Rationalisierung und Mechanisierung der landwirtschaftlichen Betriebe wurde und wird Beträchtliches geleistet. Von der Erkenntnis getragen, daß extensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen und steile Grenzertragsböden den Konkurrenzbedingungen in keiner Weise mehr gewachsen sind, werden diese bereits häufig in forstliche Kulturen umgewandelt.
Alle diese bereits durchgeführten und noch beabsichtigten Maßnahmen reichen jedoch nicht hin, um die ständige Steigerung der Aufwandsposten auszugleichen. Aufgabe der öffentlichen Hand ist es daher, zu einer Verminderung der Aufwandsposten in der Landwirtschaft beizutragen. Ein Anfang dazu wird mit der Inkraftsetzung der Mineralölsteuerbefreiung und der Nachbarschaftshilfe gemacht.
Der Erfolg wird jedoch ausbleiben, wenn die Voraussetzungen im Menschen, der den Betrieb führt, bearbeitet und belebt, nicht gegeben sind. Daß auch der bäuerliche Mensch, besonders an der Nahtstelle dreier großer Sprachräume, in seiner fachlichen Schulung und allgemeinen Bildung nicht stehenbleiben darf, ist von uns längst erkannt.
Dafür hat in hohem Maße die, Landwirtschaftskammer für Kärnten vorgesorgt und mit dem Landwirtschaftsreferat der Landesregierung in den Jahren seit 1945 beträchtliches geleistet. Auch S. E. Bischof Dr. Köstner hat mehrere vom Ordinariat eingerichtete fachliche und geistige Bildungsstätten für die Landwirtschaft geschaffen.
Wenn zur fachlichen Ausbildung noch die starke geistige Haltung tritt, die in bester bäuerlicher Tradition wurzelt und aus den weltanschaulichen Fundamenten des Christentums schöpft, dann wird sich die Bauernschaft auch in Zukunft behaupten und bewähren und weiterhin Träger bäuerlicher Kultur sein.
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