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„Einflugschneise" Tod

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Eine bisher unzureichende Auseinandersetzung von Kirche und Theologie mit Fragen der Werbung deckte ein Expertengespräch zum Thema „Werbung für den Glauben?" auf. Die Zentralstelle Medien der deutschen Bischofskonferenz hatte Anfang Februar neunzehn Wissenschaftler zur theologischen Auseinandersetzung mit Fragen der Werbung eingeladen.

Außer Streit stand, daß der Glaube in einer von den Medien geprägten Gesellschaft auch in den sozialen Kommunikationsmitteln präsent sein müsse. Die Hoffnung von Sr. Astrid Hermes (Bonn), „daß in nicht allzu ferner Zukunft unter der üblichen Werbung für Bier, Margarine und Waschmittel auch eine Anzeige zu finden ist, die kühn behauptet: .Heute glaube ich an Gott' wurde für eine Reihe von Theologen unter anderem Franz Kamphaus (Münster), Paul Zulehner (Passau), und Rolf Zerfass (Würzburg) zur Befürchtung.

„Da die Werbung konsumorientiert ist, besteht die Gefahr, daß der Glaube selbst in den Sog des Konsumismus, der ökonomischen Selbsterlösung gerät und sich schließlich selbst preisgibt."

Alfons Auer (Tübingen) beklagte „die Berührungsscheu" gegenüber der Welt der Medien und der Werbung. Er sprach sich für entsprechende Versuche aus: „Wir haben vom Evangelium her den Ott in der Welt zu suchen." Aber auch: ,.Die Intima des Glaubens können nicht Gegenstand der Werbung sein."

Nachdrücklich wurde die „Revitalisierung schlummernder religiöser Bedürfnisse" als mögliches Ziel einer „Werbung für den Glauben" in Frage gestellt. Sie könnte ungewollt eine deformierte Sozialgestalt der Religiosität verfestigen, statt sie zu bearbeiten und im Sinne biblischer Umkehr zu verändern. Demgegenüber verwies Michael Schmolke(Salzburg) darauf, Kirche gebe es seit Jahrhunderten, weü sie vitalen Bedürfnissen entsprochen habe. In einer Gesellschaft, in der die Kirche Anhänger verliert, sei jede Maßnahme zu begrüßen, die Mut macht, dazuzugehören. Eine zeitgemäße „Einflugschneise" wäre nach Meinung des Kommunikationswissenschaftlers die Frage nach dem Tod und das Bedürfnis nach Sicherheit.

Den werbenden und einladenden Charakter von Katechese und Verkündigung betonte Josef Müller (Wien). Er verwies dabei auf die Totalsprache und Langzeitwirkung des Budes auch im Sinne der indirekten Mitteüung. Trotz aller Einwände gegenüber einer „Glaubenswerbung" im kommerziellen Rahmen meinten alle Teilnehmer, die kirchliche Verkündigung könnte durch die Beschäftigung mit der Werbung viele Anregungen erhalten.

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