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Es geht um die Macht

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Der ÖGB-Kongreß forderte im Herbst 1979 „die Schaffung einer Holdinggesellschaft für die industriellen Beteiligungen von verstaatlichten Banken“. Begründung: Bisher hätten sich die Banken bei der Führung ihrer Konzernunternehmen nicht immer erfolgreich gezeigt und offenbar seien bank- und industriepolitische Zielsetzungen nicht leicht zu vereinen. Heinrich Treichl, der im Sommer als Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein durch Hannes Androsch abgelöst werden soll, sieht darin eine Machtfrage, bei der die Banken eines weitertragen sollen: Risiko für fremde Entscheidungen.

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Der ÖGB-Kongreß forderte im Herbst 1979 „die Schaffung einer Holdinggesellschaft für die industriellen Beteiligungen von verstaatlichten Banken“. Begründung: Bisher hätten sich die Banken bei der Führung ihrer Konzernunternehmen nicht immer erfolgreich gezeigt und offenbar seien bank- und industriepolitische Zielsetzungen nicht leicht zu vereinen. Heinrich Treichl, der im Sommer als Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein durch Hannes Androsch abgelöst werden soll, sieht darin eine Machtfrage, bei der die Banken eines weitertragen sollen: Risiko für fremde Entscheidungen.

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Die Idee einer Holding (Dachgesell­schaft, die Anteile anderer Unterneh­men besitzt und dieses dadurch beein­flussen kann), soll - und zwar aus­schließlich vom Standpunkt der Machtkonzentration - eine Lösung Für den Industriebeteiligungsbesitz der Banken sein. Dieser Beteiligungsbesitz der Banken liegt in Österreich weit un­ter der vom Kreditwesengesetz gezoge­nen Sicherheitsgrenze, also weit unter der Größenordnung der Eigenmittel der Banken.

Daher kann also wohl nur der Stand­punkt der Macht, der Konzentration der Macht bei den Banken, die Holding­idee geboren haben. Diese Idee ist gar nicht originell, sie ist mir sehr lange be­kannt: Ich habe sie zum ersten Mal schon aus dem Mund eines Finanzmini­sters der Alleinregierung der ÖVP ge­hört, sie wird aber sicher auch schon früher existiert haben.

Ich weiß von keinem einzigen Land, das, um das Problem anzugehen, auf diesen Gedanken gekommen ist. Die Vorstellung, mit dem unleugbaren Pro­blem der Industriebeteiligung von Ban­ken durch eine Holding fertigzuwerden, ist unserem Heimatland vorbehalten geblieben.

Ich glaube, daß sich die meisten Ban­ken, die Industriebeteiligungen haben und die darüber nachdenken, sehr gerne von diesen Beteiligungen trennen wür­den, so weit, daß sie jedenfalls nicht die unternehmerische Verantwortung da­für tragen. Die meisten Banken sind ja

durch die historische Entwicklung, durch Wirtschafts- und Unternehmens­krisen sowie durch die Schwäche des Kapitalmarktes zu Industrieeignern ge­worden. Aber der Abbau dieser Beteili­gungen scheitert an einem aufnahmebe­reiten Publikum oder an der Angst vor Überfremdung (durch ausländisches Kapital).

Eine Industrieholding wäre also eine Gesellschaft, in die die Banken zwar ihre Beteiligungen einzubringen, aber nicht die Entscheidung hätten. Das würde freilich die Vorstandverantwor­tung überfordern.

Das Obligo (Haftung) bliebe das gleiche, es würde also z.B. Für Aktien der Steyr-Daimler-Puch AG eine Hol­dingaktie im Portefeuille (Wertpapier­bestand) der Bank sein, aber das Risiko würde sich erhöhen, weil nicht einmal mehr die Einflußnahme auf diese Ge­sellschaft möglich wäre, sollte, nach ei­

ner bereits geäußerten Idee, die Füh­rung der Holding woanders liegen. Wahrscheinlich wäre eine solche Maß­nahme sogar mit der bloßen aktien­rechtlichen Verantwortung nicht zu vereinbaren...

Ziel dieser Holdingidee ist somit die Konzentration der Macht abseits der Banken in einer anderen Hand, mit ei­ner Aufgabenteilung derart, daß das Risiko auf der einen und die Macht auf der anderen Seite liegt.

Ich glaube jedenfalls, daß eine Verla­gerung der Macht in Industrieunter­nehmen in eine staatlich beeinflußte Holding ein Schritt weiter zu einer zen­tralverwalteten Wirtschaft wäre, ein Schritt weiter Richtung Osten.

Dieser Beitrag ist auszugsweise einer Stellungnah­me von Generaldirektor Treichl am 21. Jänner vor dem liberalen Klub zum Thema „Probleme der In­dustriebeteiligung von Banken" entnommen; die Tonbandabschrift wurde vom Autor weder durch­gesehen noch korrigiert.

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