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Europa zwischen den Kriegen

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Das in München gegründete Institut für Zeitgeschichte hat sich nach dem zweiten Weltkrieg durch seine Forschungs- und Publikationstätigkeit ein ursprüngliches Verdienst um die Etablierung dieses in vieler Hinsicht umstrittenen Faches erworben. Die vom Institut herausgegebenen Vierteljahreshefte hielten lange Zeit die Spitze der Fortentwicklung des Faches. Dies nicht nur wegen der Qualität der zum Teil grundlegenden Beiträge, sondern auch wegen der in den Heften besorgten Bibliographie und Dokumentation, Arbeitsvorgänge, die insbesondere auch jüngere Fachvertreter engagierten. Heute ist Zeitgeschichte im deutschsprachigen Raum soviel wie polemische Auseinandersetzung mit einer anfänglich als unbewältigt vorgestellten Vergangenheit, in Wirklichkeit vielfach Legitimation bestehender und künftiger Herrschaftsverhältnisse. Das Dilemma der Geschichtswissenschaft wird hier an einem Punkt sichtbar, der zuweilen tatsächlich punctum minoris resi-stantiae des Ganzen ist. Und also ist es soweit gekommen, daß Golo Mann die Geschichtswissenschaft zu den Halbwissenschaften rechnet; während sie nach positivistischen Wissenschaftsbegriffen überhaupt keine Wissenschaft mehr ist.

In dem vorliegenden Band beschreibt Hermann Graml das Europa zwischen den Kriegen, Helmut Heiber die Republik von Weimar und Martin Broszat den Staat Hitlers. Es sind Beiträge, die in der dtv-Serie „Weltgeschichte des 20. Jahrhundert“ enthalten waren, die aber in vielem auf den neuesten Stand gebracht wurden. Bemerkenswert ist die Quellen- und Literaturkunde. In Gewärtigung des Bandes Nummer 2 (Der zweite Weltkrieg, Das geteilte Deutschland, Grundzüge der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert) entsteht hier ein Handbuch, das wohl mit Recht für Information und Studium, aber auch für Anleitung zu kritischer Arbeit empfohlen wird. Freunde des Instituts für Zeitgeschichte und Interessenten an der Thematik werden ihre Erwartungen erfüllt sehen.

DEUTSCHE GESCHICHTE SEIT DEM ERSTEN WELTKRIEG, Band I, herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte, dva, Stuttgart 1971, 844 Seiten, DM 52.—.

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