Die Tragikomödie ORF

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Peter Plaikner beantwortet die Frage, warum kaum jemand Generaldirektor des ORF, einer geschlossenen Gesellschaft mit hohem Selbstgenügsamkeitsfaktor, werden möchten.

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Peter Plaikner beantwortet die Frage, warum kaum jemand Generaldirektor des ORF, einer geschlossenen Gesellschaft mit hohem Selbstgenügsamkeitsfaktor, werden möchten.

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Drei Monate vor der Wahl gibt es endlich den ersten offiziellen Kandidaten. So wenig und spätes Streben nach einem Posten lässt eine unattraktive Aufgabe vermuten. Doch das Gegenteil ist der Fall: In Österreich gibt es keine größere Herausforderung für Medienmanager. Und mehr als 400.000 Euro brutto im Jahr sind ein beachtliches Schmerzensgeld. Dazu winkt noch der Titel Generaldirektor.

Also bewirbt sich Alexander Wrabetz erneut um die Leitung des ORF, den er bereits seit 2007 führt. Die späte Ansage ist sogar ein Frühstart. Denn die Stelle für 2022 bis 2026 muss erst bis Jahresmitte ausgeschrieben werden, obwohl der Stiftungsrat bereits 40 Tage später darüber entscheidet.

Allein diese Fristen zeigen, wie unprofessionell die Rahmenbedingungen sind, denen sich die besten Medienprofis aussetzen müssten, falls sie an die Spitze des Unternehmens mit einer Milliarde Euro Umsatz und 3000 Mitarbeitern kommen wollten. Deshalb wollen die meisten nicht. Es gibt seit jeher kaum ernst zu nehmende externe Bewerbungen.

Der ORF ist eine geschlossene Gesellschaft mit hohem Selbstgenügsamkeitsfaktor. Auch diesmal werden als Konkurrenten des Titelverteidigers nur interne Rivalen genannt, die durchwegs noch in Deckung bleiben. Sie wissen: Nicht ihre Kompetenz ist ausschlaggebend, sondern ob sie der im Stiftungsrat manifestierten Parteipolitik gefallen.

Schon die Tatsache, dass Wrabetz antritt, ist ein Schuss vor den Bug allfälliger Herausforderer. Der flexible General hat dieses heimliche Schaulaufen schon dreimal gewonnen; unter Schwarz-Blau wie Rot-Schwarz. Ob ab 10. August ein türkis-grüner Wimpel seine Farbensammlung komplettiert, ist eine Frage der Zugeständnisse – die er den Parteien gemacht hat, bevor er sich zur Kandidatur entschloss. Welche, das werden wir erst nach der Wahl erfahren. Falls er in dieser Tragikomödie erneut gewinnt.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.

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