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Graz hat wieder einmal einen Kulturkrieg. Die Fronten sind diesmal das Forum Stadtpark auf der einen und die Stadtgemeinde auf der anderen Seite. Dabei geht es nur um 10.000 Schilling. Das ist jener Betrag, um den die Stadt Graz die Jahressubvention für das Forum gekürzt hat. Die Kürzung hatte demonstrativen und spektakulären Charakter, denn alle anderen Kulturausgaben der Gemeinde sind — zum Teil recht beträchtlich — erhöht worden. Ein Protestbrief des Forums vom 14. Dezember, gerichtet an den Gemeinderat zu Händen des Bürgermeisters, war unbeantwortet geblieben, ja nicht einmal den Gemeinderäten zur Kenntnis gebracht worden. Nun wendete sich das „Forum“ an die Gemeinderäte und an die Öffentlichkeit.

Auslösender Faktor dieser Aktion war’ein doch enrich ’ abgesandter Brief desu B))rgeriiI«q ters an das. Forum, in dem es u. a. hieß:

„Es kann Ihnen nicht unbekannt sein, daß die Veranstaltungen des Forum Stadtpark in vielen Kreisen der Bevölkerung heftige Kritik auslösen. Diese Kritik ist auch bei den Mitgliedern des Stadtsenates nicht ungehört verklungen, sondern es sind vor allem die Vertreter der österreichischen Volkspartei und der Freiheitlichen Partei der Meinung gewesen, das Forum Stadtvark müsse sich bei seinen Veranstaltun gen doch auch ein wenig den Wünschen des Subventionsgebers anpassen.“

Nun war die Katze aus dem Sack gelassen. ÖVP-Vizebürgermeister Stöffler wies eine ähnliche Bemerkung, die Bürgermeister Diplomingenieur Scherbaum einige Tage darauf im Rundfunk proklamierte, als unwahr zurück, so daß bis jetzt der „Schwarze Peter“, der vom Bürgermeister den anderen Fraktionen zugespielt werden sollte, ein „roter“ geblieben ist. Die Grazer SPÖ hat jedenfalls die einmalige Chance, moderne Kulturpolitik betreiben zu können, kleinmütig vertan. Daß sie dabei nicht allein steht, beweist schon eine vor den Wahlen von national-liberalen steirischen Kreisen allerhöchst vorgebrachte Intervention gegen die Kulturpolitik des Landes, die unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Hans Koren sowohl dem „Forum Stadtpark“ als auch den TRIGON-Projekten jede nur mögliche Förderung angedeihen läßt. In der Reaktion (gegen die moderne Kunst) sind sie sich jedenfalls einig — alle reaktionären Kreise in allen Parteien in der Steiermark.

PS: Inzwischen hat sich die Wiener Konzerthausgesellschaft spontan bereit erklärt, 20.000 S, also den doppelten Subventionsbetrag, um den das „Forum“ von der Stadt Graz gekürzt worden war, zur Verfügung zu stellen.

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