7115304-1996_13_11.jpg
Digital In Arbeit

Schluß damit!

Werbung
Werbung
Werbung

Die Buhe des Großteils der Österreicherinnen vor und nach dem Schnüren des Sparpakets scheint mir alles andere als beruhigend. Denn die Ursache für mangelnden Protest ist die weit verbreitete aber völlig falsche Meinung, mit diesen relativ erträglichen, wenn auch unangenehmen Abstrichen hätten wir's hinter uns gebracht.

Alle in Gewerkschaftsversammlungen und bei Kammertreffen diskutierten Ideen für die Zeit „nach dem Sparen" sind - um milde auszudrücken - realitätsfremd.

Wenn wir Österreichs Zukunft sichermachen wollen, muß zweierlei passieren: Punktuelles Sparen ist zu wenig. Not tut ein Ende des Anspruchsdenkens an den Staat. Hier sind Politiker in ihrer Aufgabe als Meinungsbildner und -füh-rer gefordert.

Nicht der ist ein guter Funktionär, der seinen Anhängern - ob Unternehmern oder Arbeitnehmern - einredet, daß sich im Grunde nichts ändern muß. Der ist ein guter Funktionär, der den von ihm Vertretenen hilft, die notwendigen Änderungen zu bewältigen.

Schluß also mit der Bauernfängerei, daß Milliarden an Subventionen aus Steuergeldern es der Landwirtschaft ersparen werden, am Land zu wirtschaften, sprich Angebot und Nachfrage zu beachten.

Schluß also mit der Beruhigungspille für Unternehmer (Ausverkaufsgesetze, Vertriebsbindungen und so weiter), die die Härten des freien Wettbewerbs ändern sollen.

Schluß also mit den Arbeitszeitgesetzen, die den Arbeitnehmer darin bestärken wollen, daß bereits am Freitag nachmittag die „menschenunwürdige" Arbeitszeit beginnt und der Sozialabbau anfängt.

Zum anderen aber ist Sparen allein noch kein Programm für die Zukunft. Mit Kostensenkungen motiviert man weder Mitarbeiter, noch gewinnt man automatisch Kunden. Das Gebotene, gleich ob industrielles Produkt, private oder staatliche Dienstleistung, muß attraktiv und dadurch markt- und konkurrenzfähig sein. Bechenstift und Vision sind unabdingbar für den Erfolg. Ein Betrieb, ein Gemeinwesen, in dem eines von beiden fehlt, schwebt in höchster Gefahr.

Die Autorin ist

Präsidentin der Salzburger Festspiele.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung