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Französische Verbitterung gegen die Araber

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Die Franzosen hatten sich im Friedensvertrag von Evian sowie in den Erdölabkommen von 1965 beachtliche Schürf- und finanzielle Rechte in den einstigen nordafrikanischen Provinzen gesichert. Auf der anderen Seite machte Frankreich bedeutende Zugeständnisse. Die in Frankreich lebenden algerischen Arbeiter können jährlich eine Milliarde Francs in ihre Heimat transferieren und wurden praktisch, trotz der Selbständigkeit ihres Staates, den französischen Bürgern gleichgestellt. In einer konzertierten Aktion diplomatischer Noten, steuerlicher Maßnahmen und glatter Ultimaten steigerte Boumedienne die Forderungen, verstaatlichte während des Dialoges zwischen Paris und Algier 51 Prozent der französischen Petroleumkonzerne in Algerien, fixierte einseitig die Entschädigungen und legte den Preis des Sahara- Erdöles fest.

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Die Franzosen hatten sich im Friedensvertrag von Evian sowie in den Erdölabkommen von 1965 beachtliche Schürf- und finanzielle Rechte in den einstigen nordafrikanischen Provinzen gesichert. Auf der anderen Seite machte Frankreich bedeutende Zugeständnisse. Die in Frankreich lebenden algerischen Arbeiter können jährlich eine Milliarde Francs in ihre Heimat transferieren und wurden praktisch, trotz der Selbständigkeit ihres Staates, den französischen Bürgern gleichgestellt. In einer konzertierten Aktion diplomatischer Noten, steuerlicher Maßnahmen und glatter Ultimaten steigerte Boumedienne die Forderungen, verstaatlichte während des Dialoges zwischen Paris und Algier 51 Prozent der französischen Petroleumkonzerne in Algerien, fixierte einseitig die Entschädigungen und legte den Preis des Sahara- Erdöles fest.

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Seither bezahlt Frankreich für jede Tonne öl mehr als die amerikanischen und übrigen westlichen Gesellschaften gemäß den Verträgen von Teheran und Tripolis. Dieses Scheitern der von de Gaulle mit solcher Hoffnung inaugurierten Politik gegenüber der arabischen Welt wirkt in Frankreich wie ein zusätzliches Trauma zum Trauma des Kolonialkrieges, der Austreibung von eineinhalb Millionen Franzosen, den Problemen der 750.000 Algerier im französischen Mutterland.

Der sonst liberale und Ausländem gegenüber großzügig denkende Franzose wird fremdenfeindlich, wenn die Rede auf die Algerier kommt. Selbst geeichte kommunistische Gewerkschaftsfunktionäre ver säumen es nicht, die Arbeitskollegen gegen Andersrassige aufzuhetzen, obwohl die KPF jede Maßnahme Algiers begeistert begrüßt, wenn dadurch der französische Monopolkapitalismus getroffen wird.

Frankreich wollte im Mittelmeer gemeinsam mit Algerien, Spanien und Libyen eine Allianz bilden, um als die Mittelmeermacht schlechthin auftreten zu können. Die Bildung der freilich viel naheliegenderen arabischen Union zwischen Ägypten, Syrien und Libyen wurde daher in Paris mit Bitterkeit registriert. Um die arabischen Freunde enger an sich zu binden, leitete Paris ein riesiges Waffengeschäft ein, welches zu Ungunsten Israels den revolutionären Staat Libyen mit 110 Mirage-Flugzeugen ausrüsten soll. Natürlich versprachen die Libyer ursprünglich hoch und heilig, sie würden die Flugzeuge lediglich zur Verteidigung des eigenen Territoriums verwenden (wer will Libyen angreifen, Ägypten oder Syrien?) und keines gegen das verhaßte Israel einsetzen. Die beiden kleineren Parteien der Pariser Regierungsmehrheit, die unabhängigen Republikaner und die Zentrumsgruppen, sind nach wie vor israelfreundlich eingestellt. Sie versäumen keine Gelegenheit, die Lieferung dieser Meisterleistung französischer Technik an einen Staat, dessen Chef offen die Nachfolge Nassers anstrebt, zu kritisieren.

Da auch das Verhältnis mit Madrid keineswegs von der Taufrische einer jungen Freundschaft gekennzeichnet ist, die Italiener aber nach London und Bonn äugen, sucht Paris jetzt in Jugoslawien einen kräftigen Bundesgenossen, der bereit wäre, den französischen Mittelmeerplänen zuzustimmen. Was allerdings angesichts der französischsowjetischen Freundschaft kein kleineres Wunder wäre als die Realisierung der einst auf Algerien gesetzten Hoffnungen.

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