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Geist und Universum

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Der Vorzug dieses Buches besteht darin, daß es Erkenntnisse aus der modernen Forschung, insbesondere aus Atomphysik und Astronomie, anschaulich und allgemein verständlich darlegt. Der Gefahren, die eine solche Popularisierung mit sich bringt, ist sich der Autor bewußt, aber er nimmt sie auf sich. Die Folgerungen, die der Autor daraus zieht, nämlich auf die Existenz eines Geistes auch im materiellen Bereich zu schließen, werden sicher sehr umstritten bleiben.

Schon Teilhard de Chardin, auf den der Autor öfter hinweist, hat seine Probleme. Charon geht noch einen Schritt, einen ziemlich bedeutenden, über Teilhard hinaus: für Teilhard bot die Energie im anorganischen, die Lebens- , kraft im organischen Bereich, eine entfernte Analogie zu dem, was beim Menschen Bewußtsein und Geist genannt wird. Charon jedoch sieht den gleichen Geist im Elektron wie im Menschen am Wirken. Er nennt das „neognostische Physik“. „Das, was wir als Geist bezeichnen, ist mit allen Phänomenen des Universums, gleichgültig ob physischer oder psychischer Natur, untrennbar verbunden … Der Gedanke ist folglich allgegenwärtig - in Stein, Pflanze oder Tier nicht minder als im Menschen, und er ist es auch, der durch jede Regung eines lebenden Organismus hindurchschimmert.“ Er versucht also Materie und Geist in einer „Psychosynthese“ zu vereinen, und sie in wissenschaftlichen Termini zu beschreiben.

Für diese Neuorientierung wissenschaftlicher Denkweisen zitiert er „hervorragende Physiker und Astronomen, denen sich inzwischen Biologen, Ärzte und Psychologen angeschlossen haben“. Die Intention, daß die Wissenschaft vermenschlicht werden soll, daß der Mensch keine hilflose Marionette ist, mit der und auf der man herumexperimentiert, ist sicher begrüßenswert, doch scheinen die Ergebnisse so phantastisch, daß man ihnen kaum zustimmen kann.

DER GEIST DER MATERIE. Von Jean E. Charon. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1979, 263 Seiten, öS 230,-.

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