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HOFFNUNGSMARKT IM OSTEN

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Um zu verstehen, warum die westliche Leasing-Wirtschaft am Ostmarkt interessiert ist und warum umgekehrt der Osten an der westlichen Leasing-Finanzierung interessiert ist, muß man kurz die Prinzipien dieser Investitionsfinanzierung darstellen.

Bei der Leasing-Finanzierung bleibt die Leasing-Gesellschaft Eigentümer des Investitionsgutes, und zwar über die ganze Zeit der Leasing-Vertragsdauer.

Einem Leasing-Nehmer wird eine große Zahl von Dienstleistungen geboten, und zwar zum Eigenschutz der Leasing-Gesellschaft und im Interesse des Leasingnehmers.

Wie:

□ Beratung und aktive Mithilfe beim Kauf, bei der Qualitätsprüfung und Erstellung des Lieferablaufplanes.

□ Abwicklung der Export- beziehungsweise Importformalitäten.

□ Gemeinsame Übernahme des Investitionsgutes, um Funktionsfähigkeit zu prüfen, und dann Bezahlung des Kaufpreises.

Genau diese Dienstleistungen werden von den Ländern des ehemaligen Comecon dringend benötigt und gerne angenommen.

Der Westen hingegen benötigt die Hilfe bei der Finanzierung in diesen Staaten, da die Wirtschafts-, Bankenund Rechtsreform zur Zeit eine Übersicht über bereits'geltende Gesetze und Sicherheiten und in Aussicht genommene Maßnahmen fast unmöglich macht.

Die „Leasing-Wirtschaft" lebt im ureigensten Interesse sozusagen stündlich mit diesen Veränderungen, arbeitet gelegentlich auch als Berater mit.

Für den westlichen Exporteur ist eine über Leasing finanzierte Maschine nicht mehr ein Länderrisiko im Osten. Der Käufer ist die Leasing-Gesellschaft im Westen und diese exportiert, prüft das Risiko und bietet die erwähnten Dienstleistungen.

Der gewaltige Informations- und Schulungsbedarf dieser ehemaligen kommunistischen Länder sollte eine gewaltige Herausforderung für die westlichen Industriestaaten sein. Nach einer schwierigen Lern- und Erneuerungsphase von etwa zwei bis drei Jahren gibt es die berechtigte Erwartung, daß in der Ex-DDR, CSFR, Ungarn und mit Einschränkungen auch in Polen ein überdurchschnittlicher Wachstumsprozeß entstehen wird.

In der Sowjetunion sind die Reformvoraussetzungen viel schwieriger, die Probleme sind größer, doch mit einer zeitlichen Verschiebung werden sich auch dort große unternehmerische Chancen eröffnen.

Der Finanzierungsbedarf in diesen Ländern ist äußerst umfangreich, müßte doch zuerst die Infrastruktur dieser Länder saniert beziehungsweise errichtet werden, um industrielle und wirtschaftliche Abläufe sinnvoll zu ermöglichen.

Produktionseinheiten gehören errichtet und ausgebaut, vor allem aber muß eine wirtschaftliche Denkweise bei den zukünftigen Partnern im Osten geweckt werden.

Hier kann die Leasing-Gesellschaft ein sehr nützliches Werkzeug sein, Eigentum bleibt bei dieser Gesellschaft, Nutzung ist uneingeschränkt möglich, freie Kapitalien können als Betriebsmittel verwendet werden.

Diese Möglichkeit ist für Joint-Ventures wie auch für Einzelbetriebe verwendbar.

Die Leasing-Gesellschaft prüft zur eigenen Sicherheit die Finanzierungsprojekte sehr genau, vor allem wenn es um Exporte geht und greift, wenn nötig, korrigierend ein.

Eines sollte der westlichen Industrie klar sein, sie benötigt diesen Markt, muß ihm aber zuerst helfen, ein Markt zu werden.

Der Autor ist Geschäftsführer der Österreichischen Leasing Gesellschaft mbH, Wien.

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