7063630-1991_46_13.jpg
Digital In Arbeit

SCHNELL GELEAST, TEUER BEZAHLT?

19451960198020002020

Jeder Durchschnittsverdiener kann sich ein schönes Auto leasen. Die monatliche finanzielle Belastung ist relativ gering, selbst diverse Extras kann man sich leisten. Man braucht kein Bargeld und hat keine zusätzlichen Schulden bei der Bank. Allerdings: Ein geleastes Auto bleibt während der gesamten Laufzeit Eigentum der Leasingfirma, die Risken wie zum Beispiel die Instandhaltungspflicht liegen jedoch beim Leasingnehmer. Zahlt der Käufer dagegen mit Bargeld oder mit Hilfe eines Kredits, gehört das Fahrzeug ihm. Der Besitzer kann es weiterverkaufen oder als Anzahlung für ein neues verwenden.

19451960198020002020

Jeder Durchschnittsverdiener kann sich ein schönes Auto leasen. Die monatliche finanzielle Belastung ist relativ gering, selbst diverse Extras kann man sich leisten. Man braucht kein Bargeld und hat keine zusätzlichen Schulden bei der Bank. Allerdings: Ein geleastes Auto bleibt während der gesamten Laufzeit Eigentum der Leasingfirma, die Risken wie zum Beispiel die Instandhaltungspflicht liegen jedoch beim Leasingnehmer. Zahlt der Käufer dagegen mit Bargeld oder mit Hilfe eines Kredits, gehört das Fahrzeug ihm. Der Besitzer kann es weiterverkaufen oder als Anzahlung für ein neues verwenden.

Werbung
Werbung
Werbung

Nach wie vor kommt Sparen billiger als Kredit und Kredit billiger als Leasing.

Aber was helfen solche Rechenaufgaben, wenn das Konto heillos überzogen ist und man unbedingt ein Auto braucht? Zwar wurden 1990 noch 35 Prozent der 290.000 Neuwagen über Kredite finanziert, aber schon jeder fünfte wurde geleast. In Amerika ist es sogar jeder zweite.

Das hängt aber nicht so sehr von der finanziellen Moral der Bevölkerung ab, als vom Engagement der Auto-händler, die mit verlockend günstigen Leasingraten neue Käuferschichten gewinnen wollen. Daß die Leasingfirmen selbst dabei finanziell nicht zu kurz kommen, versteht sich von selbst. Die meisten Autofirmen haben ihre eigene Bank- und Leasinggesellschaft, die wiederum meistens mit einer Großbank verbandelt ist. So bleibt das Geschäft im eigenen Haus.

Während die Autopreise für die meisten Interessenten nicht mehr tragbar sind, werden die Leasingangebote immer attraktiver. Ein 400.000-Schilling-Auto ist, bei einer Anzahlung von 20 Prozent, um relativ bescheidene 4.000 Schilling zu leasen.

Trotz Null-Prozent-Leasing und günstigen Haftpflichtversicherungen zahlt jedoch der Leasingnehmer gegenüber Barkäufern oder Kreditnehmern drauf. Denn: Ausgangsbasis für die Kalkulation ist der unverbindlich empfohlene Verkaufspreis. Rabatt oder Nachlaß gibt es bei geleasten Autos keinen oder nur ganz wenig. Beim Null-Prozent-Leasing wird oft eine Depotzahlung vom Kunden verlangt, die er am Ende der Laufzeit unverzinst zurückbekommt. Für die Leasingfirma ist das günstiges Geld, mit dem sie während der Laufzeit arbeiten kann.

Viele glauben auch, daß es bei Leasing keine unangenehme Bonitätsprüfung wie beim Kredit gibt. Das stimmt nicht. Sie wird zwar von den meisten nicht so unangenehm empfunden wie bei der Aufnahme eines Kredits, Tatsache aber ist, daß jede Leasinggesellschaft über ihren Kunden genaue Informationen einholt.

Leasing ist flexibler, argumentieren viele Händler. Das gilt nur insofern, als über die Laufzeit nicht der gesamte Anschaffungswert bezahlt werden muß, sondern ein bestimmter Restwert festgelegt werden kann. Beim Kredit hingegen werden die Raten so berechnet, daß am Ende der Laufzeit die gesamte Kaufsumme inklusive Zinsen beglichen sein muß. Der Vorteil des Kredits: Sollte der Kunde zufällig über mehr Geld verfügen, kann er den Kredit vorzeitig tilgen, ein frühzeitiger Ausstieg aus dem Leasingvertrag ist hingegen kaum möglich (siehe Seite 14) und zu 99

Prozent ein starker finanzieller Verlust für den Leasingnehmer.

Ein großer Vorteil, so die Leasingfirmen, liegt in der günstigen Vollkaskoversicherung. Die Autofirmen bekommen von den Versicherungen einerseits Mengenrabatt und sind außerdem vorsteuerabzugsberechtigt. Für den Kunden nur auf den ersten Blick ein Gewinn: Denn für Leasingautos ist Vollkasko Pflicht, während der Kunde bei einem Kredit selbst über die Versicherungsart entscheiden kann.

Ein besonders heikles Thema ist der Rest wert, das ist jene Summe, die man am Ende der Laufzeit zu bezahlen hat, wenn man das Auto kaufen will. Viele Händler setzen den Restwert sehr hoch an, um die monatlichen Raten zu drücken. Jedoch je höher der Restwert, desto eher kann es passieren, daß das Auto nach Ablauf der Leasingdauer tatsächlich weniger wert ist.

Wenn der Kunde das Auto kauft, bleibt der Ärger relativ gering - er bezahlt zwar mehr für den Wagen als er wert ist, aber er hat zumindest von den günstigen Monatsraten profitiert.

Will er dagegen das Auto nicht behalten, beginnt der Ärger. Denn weder Händler noch* Leasingfirma wollen draufzahlen. In der Praxis sieht das dann vielleicht so aus: Dem Kunden wird vorgerechnet, daß er zuvie-le Kilometer gefahren ist, daß unvor- * hergesehene Rostflecken, Kratzer, Schrammen und abgewetzte Polsterungen und so weiter entstanden sind, und er deshalb nachzahlen muß. Der Käufer kann nun entweder den Betrag bezahlen oder das Auto kaufen, zum Restwert, der höher ist als der Marktwert.

Da der Händler jedoch keinen Kunden verlieren will, wird er einen Kompromiß anbieten: Einen neuen Leasingvertrag, in dem er prompt die vorher diskutierte Summe versteckt.

und zwar in Form eines geringeren Listenpreis-Nachlasses.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist Leasing auch für Unternehmer und Freiberufler nicht billiger als Kredit. Beim Ankauf mits Kredit werden 32 Prozent Mehrwertsteuer dem Neupreis aufgeschlagen, der Unternehmer (außer Taxi und Mietwagen) ist aber nicht berechtigt, sie als Vorsteuer abzuziehen. Die Leasingfirma kann zwar die 32 Prozent als Vorsteuer abziehen, jedoch dem Autofahrer nützt das nichts - denn die Steuer wird schlußendlich der Leasingrate aufgerechnet. Die Kreditraten dagegen sind mehrwertsteuerfrei. In der Endabrechnung kommt bei Leasing und Kredit auf den Groschen derselbe Betrag heraus, wenn man die gleichen Kapitalkosten als Basis annimmt (Konsument 2/89).

Und noch eins: Sollten Sie einmal mit den Leasingraten in Verzug geraten, reagieren die meisten Leasinggesellschaften mit saftigen Verzugszinsen von mehr als 20 Prozent. Und wird die Rate mehrere Monate nicht bezahlt, wird das Auto eingezogen (die Leasingfirmen beschäftigen eigene „Car-Hunter"). Neben den ausständigen Raten samt Verzugszinsen werden dann oft auch Verwaltungsgebühren. Vertragsauflösungskosten und in jedem Fall der gesamte Restkapitalwert des Wagens (abzüglich Verkaufserlös) in Rechnung gestellt.

Die Autorin ist Journalistin in Wien.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung