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Kritischer Optimist

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Die Beiträge auf dieser Seite informieren über den „Right Livelihood Award”, den Alternativen Nobelpreis, seine Zielsetzungen, den Stifter und über einige der bisherigen Preisträger.

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Die Beiträge auf dieser Seite informieren über den „Right Livelihood Award”, den Alternativen Nobelpreis, seine Zielsetzungen, den Stifter und über einige der bisherigen Preisträger.

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Jakob von Uexküll, der Begründer und Stifter des Alternativen Nobelpreises, sieht sich selbst keineswegs als Asket. Trotzdem verwendete er sein gesamtes Vermögen, um den „Right Livelihood Award” zu stiften, der heute als „Alternativer Nobelpreis” hohes Ansehen genießt und jedes Jahr einen Tag vor der Verleihung des klassischen Nobelpreises feierlich in Stockholm im Parlament überreicht wird. Er soll es den Preisträgern ermöglichen, ihre von einer internationalen Jury für wertvoll befundenen Projekte weiter zu verfolgen.

Uexkülls Lebenslauf ist exemplarisch. Als Sohn eines deutschen Vaters und einer schwedischen Mutter in Schweden geboren und in Hamburg aufgewachsen, studierte er in Oxford Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften und empfing prägende Eindrücke in der Friedens- und Ökologiebewegung.

Fest entschlossen, „etwas zu tun”, wollte er zunächst das Geld verdienen, das nötig ist, um etwas in Bewegung zu setzen. Er stützte sich dabei auf seine als Briefmarkensammler erworbenen Kenntnisse. Er wurde Brief markenhändler - „nebenberuflich, aber mit dem größten Teil meiner Zeit” meinte Uexküll in einem Gespräch mit der FURCHE. Eines Tages machte erden gesamten Brief markenbestand zu Geld und stiftete damit den „Right Livelihood Award”, den Preis für eine richtige, verantwortungsvolle Lebenshaltung.

Alternative Lebensweisen wurden damals, vor nunmehr zehn Jahren, noch nicht ernst genommen. Dem sollte der Preis abhelfen - oder wenigstens dazu beitragen, daß sich diese Haltung ändert. In den ersten Jahren machte Jakob von Uexküll alles in Alleinregie, Recherchen, „Einmann-Jury” und Verwaltung, ab dem zweiten Jahr begann sich „eine internationale Jury organisch zu entwik-keln”.

Das Kapital des Preises wuchs in den letzten Jahren durch Spenden auf ein Mehrfaches des ursprünglichen Betrages an. 1980 betrug die Preissumme 50.000 Dollar, im letzten Jahr bereits 120.000 Dollar, die auf drei Empfänger aufgeteilt wurden. Die Zahl der Nominierungen, die der nunmehr zehnköpfigen Jury jährlich vorliegen, macht ihre Arbeit nicht leicht, beweist aber das Prestige des Right Livelihood Award. Die Preisträger des Jahres 1990 (siehe Kasten) wurden aus 92 Nominierungen ausgewählt.

Ziel des Preises ist es, Menschen, die ökologische Überlebensmodelle entwickeln, zu ermutigen und zu fördern und eine starke Beispielswirkung zu erzielen.

Die von der Jury ausgewählten Projekte finden starke internationale Aufmerksamkeit, werden diskutiert und oft - entsprechend modifiziert - anderswo unter ganz anderen Bedingungen übernommen und erprobt. Eine der Zielsetzungen ist es, die Isolation zu überwinden, in der sich heute neue, ange-paßtere Lebens- und Wirtschaftsformen entwickeln. Uexküll zur FURCHE: „Aus neuer Praxis erwächst neue Theorie.”

Er ist kein Prediger des Unterganges, sondern kritischer Optimist und von der Entstehung einer neuen, vernünftig organisierten, ökologisch orientierten Gesellschaft überzeugt. Was heute entsteht, das sind erst die Bausteine einer solchen neuen Gesellschaft.

Mit einer Preissumme, die angesichts heutiger Investitionsmittel bescheiden anmutet, kann dabei viel bewirkt werden. Dies auch deshalb, weil viele Preisträger in Ländern mit, verglichen mit den Verhältnissen der Industriestaaten, außerordentlich niedrigem Pro-Kopf-Einkommen tätig sind, in denen das durchschnittliche Jahreseinkommen oft unter dem Wochenlohn eines österreichischen Hilfsarbeiters liegt. Der Alternative Nobelpreis ermöglichte mehr als einmal die Entschuldung und damit Fortführung eines zukunftsträchtigen Projekts.

Uexküll selbst wurde in den Vorstand von Greenpeace und für mehrere Jahre als Grüner ins Europa-Parlament gewählt. Der Alternative Nobelpreis wurde in dieser Zeit zu einer Institution von so großem internationalem Ansehen, daß er nicht nur durch die zur Verfügung gestellten Geldbeträge wirkt, sondern, ähnlich dem klassischen Nobelpreis, für die Preisträger - und damit für ihre Arbeit -auch einen erheblichen Prestigegewinn bedeutet.

Ein Mann wie Jose Lutzenberger wurde nicht zuletzt aufgrund dieser Auszeichnung mit der besonderen Aufgabe, sich für die Erhaltung der Regenwälder einzusetzen, zum brasilianischen Umweltminister ernannt.

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