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Geistig behinderte Jugendliche für die „normale" Arbeitswelt „berufs fähig" zu machen, ist das Ziel eines vom Vorarlberger „Institut für Sozialdienste" (IfS) gemeinsam mit der Firma Zumtobel Licht AG entwickelten Berufsförderungspro-grammes.

Es geht darum, behinderte Jugendliche - Burschen und Mädchen - die von sich aus nicht in der Lage sind, etwa Hilfsarbeiten in einem Unternehmen zu verrichten, in ihrer persönlichen Entwicklung, in ihrem sozialen Verhalten und in ihrem Arbeitseinsatz soweit zu fördern, daß sie sich in einen Produktionsprozeß integrieren und ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können.

Das Wesentliche: Die Jugendlichen werden nicht im „Trockendock", zum Beispiel einer geschützten Werkstätte, sondern im Betrieb selbst, konkret bei der Firma Zumtobel Licht AG in Dornbim, von (zwei) Fachkräften ausgebildet und ständig betreut. Ein Sozialarbeiter des Institutes für Sozialdienste arbeitet „vor Ort" mit der Firma, den Ausbildnem und den Jugendlichen intensiv zusammen. Spätestens nach zwei Jahren, sollen die Behinderten einen Hilfsarbeiter-Platz ausfüllen und sich in den Arbeitsprozeß eingliedern können.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Von 17 seit 1989 nach einer kurzen Test- und Probezeit in den Modellversuch übernommenen, von Zumtobel Licht angestellten und entlohnten Jugendlichen wur den acht bereits auf einen Hilfsarbeiter-Arbeitsplatz oder einen geschützten Arbeitsplatz, zum Teil bei anderen Unternehmen, übernommen, sieben stehen derzeit in Ausbildung. Dieses Modell wurde zwar als „Programm im Betrieb", aber nicht betriebsbezogen konzipiert. Bei Zumtobel versteht man diesen Modellversuch als sozialpolitische Inititalzündungen auch für andere Unternehmen.

Das alles bedingt, daß die behinderten Jugendlichen sich zuerst einmal an eine achtstündige Arbeitsdauer gewöhnen, Durchhaltevermögen trainieren, Konzentration, den Umgang mit anderen Mitarbeitern und Vorgesetzten erlernen, begreifen, daß sie Qualitätsarbeit, die für den weiteren Produktionsprozeß unerläßlich ist, erbringen und ihre Tätigkeiten, wie Bedienung von Werkzeugen und Maschinen beherrschen müssen.

Daß dies je nach Grad der Behinderung Zeit, Geduld und viel Mühe erfordert, liegt auf der Hand, ebenso, daß ein solches Programm nur dann Erfolg haben kann, wenn Firmenleitung und Mitarbeiter voll dahinterstehen und der soziale Zweck, möglichst vielen behinderten jungen Menschen den sozialpolitisch, wirtschaftlich, aber auch für die Betroffenen menschlich wichtigen Weg ins normale Berufsleben zu eröffnen, von allen mitgetragen wird.

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