Der Wortgewalt (oder Wortgewalttätigkeit?) der versammelten Juroren konnten die Schreibenden, wie schon so oft beim Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb in Klagenfurt, kaum Widerstand entgegensetzen. Die gebotenen literarischen Leistungen waren wieder einmal umgekehrt proportional zu den Preisgeldern. Von einem großen Teil der Schriftsteller wird die Kla-genfurter Hinrichtungs-Maschinerie längst boykottiert. So kommen größtenteils Unfertige in den „Genuß“ der Kritiker-Schelte. Die Beurteilungs-Kriterien der Jury sind in keiner Weise erkennbar.
Beim Versuch, sich an sie anzupassen, scheitern viele Bewerber. Ist diesmal ein überdreht lustiger oder eher ein besinnlicher Text gefragt? Oder womöglich gar eine Mischung aus beidem? Allerdings gibt es kein Glücksspiel mit ähnlicher Gewinnchance. Im Kasino Velden auf der anderen Seite des Wörthersees stehen die Chancen auf den Höchstgewinn beim Roulette nur eins zu 36. Die Chance auf einen der Hauptgewinne beim Bachmann-Preis stehen immerhin eins zu fünf.
Welche Impulse für die Literatur sind bisher vom Bachmann-Wettbewerb gekommen? Zu handlichen, wenngleich meist schwer genießbaren Häppchen verarbeitet, werden dem fernsehenden Publikum Auszüge aus unfertigen Texten hingeschmissen und die Kritiker-Verrisse gleich dazugeliefert. Wobei letztere deutlich mehr Raum einnehmen. Die Kritiken sind so formuliert, daß sie auf fast jeden der Texte mehr oder weniger zutreffen.
Die Klagenfurter Veranstaltung ist Literatur-Förderung“ mit den Mitteln des Musikantenstadels — die Schriftsteller immer in der Rolle des Urviechs Sepp. Die als Alternative gedachte „Le-sung von Texten vor stummen Fischen in ihren Wassergläsern“ hatte hohen Symbolwert.
P.S.: Der Hauptpreis ging an Katja Lange-Müller aus der DDR, die in Westberlin lebt, der Preis des Landes Kärnten an die in Vorarlberg lebende Kärntnerin Ingrid Puganigg, der Preis der Kärntner Industrie an den Hamburger Jochen Beyse.
