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Minibudget für die große Kunst

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Seit Arabiens Gelder fließen, ist die letzte Ausbaustufe des Wiener Internationalen Konferenzzentrums eine ausgemachte Sache. Und untrennbar ist mit dem Bau die Frage der künstlerischen Ausstattung verbunden. Denn die monumentale Konzeption und die Funktion des Bauwerks als internationales Aushängeschild Österreichs fordern mehr, als daß bloß ein paar dekorative Briefmarkenbildchen zwanglos an den Wänden verteilt werden.

Erst vor kurzem unternahm der bekannte Wiener Maler Andrė Verlon alias Professor Willy Verkauf einen Vorstoß, um die Richtlinien zu erfahren, nach denen Künstler und Kunst zum Zug kommen sollen. 48 Werke, von denen jedes eine Fläche von etwa elf Quadratmetern füllen kann, sollen hier präsentiert werden. Was Willy Verkauf zu Recht mit der Idee spekulieren läßt, im UNO-Pa- last an der Donau eine Art österreichische „Nationalgalerie der Gegenwart“ einzurichten, deren Werke Ergebnis eines Wettbewerbs sein sollten. Und Gustav Klimts berühmter Beethoven- Fries mit dem völkerverbindenden Schiller-Motto „Alle Menschen werden Brüder“ soll im Zentrum der künstlerischen Ausgestaltung stehen.

Keine Frage, ein repräsentatives Konzept. Leider wurde es erst jüngst in den Bereich der Utopie verwiesen. Denn was Restauratoren des Bundesdenkmalamts längst hinter vorgehaltener Hand sagten, sprach Wissenschaftsmi nister Dr. Heinz Fischer jetzt aus: Den Beethoven-Fries in der Empfangshalle des Konferenzzentrums aufzustellen, ist unmöglich. Klimts für die Secession geschaffenes Meisterwerk, das der Bund um 12 Millionen Schilling für Österreich rettete, wird zwar meisterhaft restauriert. Aber den Fries den klimatischen Schwankungen der riesigen Empfangshalle auszusetzen, würde das Ende des ohnehin anfälligen Kunstwerks bedeuten.

Doch nicht genug damit. Für etwa vier Dutzend Kunstwerke von Riesenausmaßen stehen 15 Millionen Schilling zur Verfügung, weitere fünf Millionen werden für Materialkosten und Entwurfhonorare verbraucht. Das heißt aber, daß auf ein Kunstwerk maximal 310.000 Schilling entfallen, Denkt man bei dieser Kalkulation wirklich ernsthaft daran, berühmte Künstler zu beschäftigen? Das zeugte bloß von totaler Unkenntnis der Kunstszene und ihrer Preise. Denn für ein Riesenbronzerelief eines Avramidis, Hrdlicka oder Wotruba betragen allein die Gußkosten ein Vielfaches.

Die Idee einer „Nationalgalerie“ wird also doch Utopie bleiben oder eine halbe Sache werden. Oder will man sich ohnedies mit Werken unbekannter Junger zu kleinen Preisen zufriedengeben? Und im übrigen hoffen, daß wenigstens ein paar der vertretenen Künstler einmal berühmt werden?

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