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Mit gemeinsamem Erbe den Frieden stärken

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„Die Vorsitzenden der Regierungen des Bundeslandes Salzburg und der Litauischen SSR stellen eine fruchtbringende Entwicklung der Zusammenarbeit und der freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Bevölkerung von Litauen und Salzburg fest.“ Diese Bilanz zogen der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer und der litauische Ministerpräsident Ringaudas Songaila über eine Partnerschaft, die im Jahre 1970 auf Initiative und mit Unterstützung der Österreichisch-Sowjetischen Gesell-

schaft und der Gesellschaft für Sowjetisch-österreichische Freundschaft entstand.

Diese Partnerschaft war ursprünglich nichts Außergewöhn- . liches, wurde doch in ganz Österreich versucht, zwischen Bundesländern und Sowjetrepubliken Partnerschaften mit Kulturaustausch und Besuchsprogrammen von Delegationen aufzubauen. Warum gerade die Beziehung zwischen Salzburg und Litauen sich besonders gut entwickelte, ist für den Salzburger Landeshauptmann in der gemeinsamen Geschichte der beiden Länder begründet. Sowohl Litauen wie auch Salzburg haben ihre wesentliche Prägung durch derf Glauben und die Kirche erfahren, erklärte ffas- lauer anläßlich des Besuchs einer litauischen Delegation in Salzburg.

Der Austausch von Delegationen und Kulturprogrammen ist nach wie vor die Hauptaktivität der Partnerschaft. Von Volksmusikanten bis zu Landwirten von Elektrotechnikern bis zu Fotokünstlern gehören verschiedene Interessen- und Berufsgruppen den Delegationen an, die die Gastfreundschaft des jeweils anderen Landes erleben können.

Bisher vergeblich waren die Bemühungen von Salzburger Seite,

einen Studentenaustausch zwischen Salzburgund Litauen zu ermöglichen. Eine Delegation der Salzburger Universität weilte jedoch bereits in Litauen, auch ein Lektor für Germanistik aus Salzburg wirkte für zwei Jahre an der Universität in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Eine Premiere bei der litauischen Delegation in Salzburg im Jänner dieses Jahres war die Teilnahme eines katholischen Priesters aus Vilnius. Der Stadtpfarrer von St. Rafael in Vilnius, Antanas Dilis, erhielt die Gelegenheit zur Ausreise und konnte Kontakte mit kirchlichen Einrichtungen der Erzdiözese knüpfen.

Der Landeshauptmann überreichte dem Priester als persönliches Geschenk 3.000 Schilling zum Ankauf von theologischen Büchern.

Die Reise eines katholischen Priesters aus Litauen nach Salzburg, der im April ein weiterer Besuch eines litauischen Priesters folgte, ist sicher eine Antwort auf das große Interesse, das das Schicksal der litauischen Christen in Salzburg hervorruft. Immer wieder wurde von Salzburg aus die Frage nach der Religionsfreiheit in Litauen gestellt. Immer wieder wurden die Leiter der litauischen Delegationen in Salzburg mit Petitionen konfrontiert. Immer wieder erkundigte sich Landeshauptmann Haslauer nach dem Befinden der inhaftierten Priester Alfonsas Svarinskas und Sigitas Tamkevicius.

Bewußtseinsbildung über die Lage der katholischen Kirche in Litauen geschieht vor allem durch die Salzburger Region der kirchlichen Hilfsorganisation Christian Solidarity International (CSI). So hat Pater Jakob Förg MSC von CSI anläßlich des 15jährigen Bestehens der Partnerschaft der Salzburger Delegation unter der Leitung von Landeshauptmann- Stellvertreter Wolfgang Radiegger einen Offenen Brief mit der Bitte übergeben, diese Wünsche an den Adressaten in der Sowjetrepublik Litauen weiterzuleiten. Im Zusammenhang mit einer Anfrage der FPÖ im Landtag hat auch Wilfried Has- ISbėr’cien Delegationsleiter ersucht, die Situation der Religionsfreiheit im Partnerland zur Sprache zu bringen.

Förg bezog sich in seinem Offenen Brief auf eine CSI- Petition, die er bereits 1984 in Salzburg dem litauischen Kulturminister überreicht hatte. Im Hinblick auf das 600-Jahr-Jubi- läum der Christianisierung Litauens in diesem Jahr ersuchte die CSI damals unter anderem um die Herausgabe wenigstens einer katholischen Wochenzeitung, die Genehmigung einer österreichischen Geschenksendung von tausend theologischen Büchern, den Austausch von Theologiestudenten, die Genehmigung von Kirchen in neuen Wohnvierteln, die Wiedereröffnung der Dom- und St. Kasimirkirche in Vilnius, die Erlaubnis von Kreuzen auf Friedhofsgräbern und die Erlaubnis für die Beteiligung von Jugendlichen an Kirchenchören.

Die CSI wollte in dem Brief auch wissen, was die österreichischen Christen an materieller und geistiger Hilfe beitragen können, um die genannten Anliegen leichter und schneller realisieren zu können. Das Gebet und Zeichen, daß sie nicht vergessen sind, sei die stärkste Unterstützung auf ihrem Weg, erklärten litauische Christen im Gespräch mit einer Gruppe von Salzburgern.

Das Salzburger Interesse an Litauen ist dort nicht unbekannt. Immer wieder fanden sich auch Spuren einer Grußkartenaktion an litauische Christen, die wegen ihres Glaubens benachteiligt sind.

Die Partnerschaft zwischen Salzburg und Litauen ist noch ausbaufähig, das Bemühen beider Seiten ist vorhanden, mit dieser Partnerschaft einen Beitrag „zur Stärkung des Friedens“ (gemeinsame Erklärung von 1983) zu leisten.

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