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Von 23. bis 30. September ist Litauen zu Gast auf "Österreich 1".

Bereits im zweiten Jahr stellt das ORF-Radio in seiner Reihe "Nebenan" sehr erfolgreich die Kandidaten für die EU-Erweiterung vor. Eine Woche lang steht jeweils ein bestimmtes Land im Mittelpunkt des Radioprogramms Österreich 1. Keine Sondersendungen werden dafür erfunden, sondern das normale Programm dreht sich um die Literatur, Politik, Musik oder Religion des Schwerpunktlandes. Im Vorjahr ging es um die unmittelbar an Österreich grenzenden Nachbarn, 2002 wurden beziehungsweise werden Bulgarien, Kroatien, Litauen und Rumänien vorgestellt.

In der kommenden Woche ist Litauen an der Reihe - ein Land, das die wenigsten aus eigener Erfahrung kennen, und das in der ersten Runde der EU-Erweiterung dabei sein wird. Von der Geschichte des Bernsteins bis zur zeitgenössischen Musik reichen die Sendungen, in denen man etwas von Litauen erfährt. Eine akustische Fahrt entlang der Kurischen Nehrung, eine der exotischsten Landschaften Europas, gehört ebenso dazu wie ein Porträt der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Das "Radiokolleg" wird in die Geschichte des Landes an der Ostsee einführen und die Wunden des 20. Jahrhunderts behandeln, die in der gegenwärtigen litauischen Gesellschaft noch immer spürbar sind: die Massenhinrichtungen und Verbannungen in der Zeit des Stalinismus und die Ermordung der litauischen Juden; im Jahrzehnt 1941-51 hat Litauen ein Drittel seiner Bevölkerung verloren! In einem "Journal-Panorama" kommt die gegenwärtige politische Lage und der Umgang Litauens mit der politischen Neuorientierung zur Sprache.

Bunt und vielfältig ist die Musikszene Litauens: Von der Volksmusik mit eigenen spezifischen Instrumenten über eine lebendige Jazz-Szene bis zu zeitgenössischen Komponisten findet sich ein großes kreatives Potenzial. In den Sendungen "Pasticcio" und "Zeit-Ton" wird es zu hören sein.

Die religiöse Situation Litauens kommt in "Praxis" zur Sprache. Zum einen geht es um die katholische Kirche, die nach Jahrzehnten harter Unterdrückung plötzlich und unvorbereitet in einer offenen Gesellschaft ihren Platz finden musste, zum anderen um Versuche, die alte baltische Religion wieder zu praktizieren und sogar das Heidentum als staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft zu etablieren.

Besonders interessant ist die litauische Sprache. Sie gilt als die archaischste indoeuropäische Sprache, die heute noch gesprochen wird. Litauisch wird in dieser Woche auf Radio Österreich 1 nicht nur von vielen Interviewpartnern zu hören sein; eine "Dimensionen"- Sendung wird die Besonderheiten, die Struktur und die Geschichte dieser Sprache vorstellen.

In den "Menschenbildern" kommt die litauisch-jüdische Germanistin Ina Meiksinaite zu Wort, in deren Lebensgeschichte sich das 20. Jahrhundert in Litauen spiegelt: Vor dem Krieg hat sie am deutschen Gymnasium in Kaunas maturiert, den Krieg hat sie als Deutschlehrerin in einem russischen Dorf überlebt, in der Sowjetzeit war sie eine bekannte Universitätslehrerin an der Universität Vilnius und in den neunziger Jahren hat sie in Südamerika ihre Geschwister gefunden.

Der Grund, warum Litauen gerade jetzt vorgestellt wird, ist die Frankfurter Buchmesse. Dort ist nämlich Litauen das diesjährige Gastland, was zur Folge hat, dass erstmals eine größere Anzahl litauischer Romane, Erzählungen und Gedichte in deutscher Übersetzung erscheint. So nimmt auch bei "Nebenan" die Literatur einen größeren Platz ein. Zweimal kann man in den "Radiogeschichten" eine litauische Erzählung hören und in den "Nachtbildern" werden litauische Gedichte präsentiert. (Litauen ist ein Land der Lyrik, wo Poesiefestivals noch immer Tausende Leute auf die Beine bringen.) "Ex libris" wird ganz den diesjährigen Neuerscheinungen litauischer Literatur in deutscher Übersetzung gewidmet sein und die wichtigsten Schriftstellerinnen und Schriftsteller porträtieren. Am kommenden Montag ist auch ein litauischer Schriftsteller im RadioCafe zu Gast: Jurgis KunÇcinas, in seiner Heimat einer der bekanntesten Romanciers und ein diskussionsfreudiger Intellektueller, der gut deutsch spricht. Der Schauspieler Helmut Berger liest aus verschiedenen Übersetzungen, und so entsteht unter dem Titel "Gespenster der Vergangenheit und ungewohnte Bilder der neuen Freiheit" ein Kaleidoskop der gegenwärtigen litauischen Literatur (siehe Veranstaltungstipp unten).

Das detaillierte Programm von "Nebenan. Erkundungen in Österreichs Nachbarschaft" findet sich im Ö1-Magazin Gehört, im Internet unter http://oe1.orf.at oder beim Ö1-Service unter 01/50170371 bzw. oe1.service@orf.at

Veranstaltungstipp: Gespenster der Vergangenheit.

Eine Führung durch die aktuelle litauische Literatur. Es liest Helmut Berger. Zu Gast ist der Schriftseller Jurgis KunÇcinas.

Montag, 23. September, 20 Uhr

RadioCafe, 1040 Wien, Argentinierstraße 30a.

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