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Es starben Hunderttausende

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Am 14. August 1385 wurde in Krewa - südöstlich von Vilnius, auf dem Territorium des heutigen Weißrußlands — die polnisch-litauische Union zwischen polnischen Landesherren und dem litauischen Großfürsten Jagiello geschlossen.

Das Abkommen, geschlossen angesichts der Bedrohung beider Länder durch den Deutschen Orden, aber auch zwecks Verteidi gung gemeinsamer Interessen im Westen (Mitteleuropa!), sah unter anderem vor, daß der litauische Großfürst und seine Untertanen die Taufe nach dem römischen Ritus empfangen sollten. Jagiello erhielt dafür die Tochter des Ungarn- und Polenkönigs Ludwig I., Jadwiga (Hedwig), zur Frau und konnte den polnischen Thron besteigen. Die Taufe Jagi-

eilos und seines Gefolges erfolgte im Jahre 1387.

Aber dieses Ereignis war nicht der erste Kontakt des Landes mit dem Christentum und mit der Kirche. Ein Jahrhundert zuvor, genau gesagt im Jahre 1251, hat der damalige litauische Fürst Mendog (litauisch: Mindaugas), gezwungen durch den Kreuzritterorden, die Taufe empfangen. Dafür sch’-kte ihm Papst Innozenz IV. ^e königliche Krone. Aber dieser Zustand dauerte nicht lange. Denn bereits 1260 brach Mendog, politisch gestärkt, die Beziehungen zum Deutschen Orden ab und schwor seinem Glauben ab.

Hundert Jahre mußte man auf die nächste Missionierungswelle warten. Als eines der letzten Königreiche Europas trat Litauen in der zweiten Hälfte des 14. Jahr hunderts der großen Familie der christlichen Nationen Europas bei.

Nachdem Jagiello die Taufe erhalten hatte, wurde als erstes das Bistum Vilnius errichtet. Im gleichen Jahr 1387 erhielt Vilnius auch das Stadtrecht. Die neue Religion verbreitete sich rasch, besonders in den größeren Ortschaften. Die Union mit Polen förderte natürlich diese Entwicklung. All die Jahre der Union mit Polen bildete die katholische Kirche Litauens ein Ganzes mit der polnischen Kirche. Die Trennung fand erst nach dem Ersten Weltkrieg statt.

In der 1918 entstandenen Republik Litauen bildeten die Katholiken 80 Prozent der Bevölkerung. Die Kirche hatte fünf Diözesen und verfügte über vier Seminare, 72 Männer- und 85 Frauenklöster sowie einige katholische Verlage.

Seitdem die baltischen Länder — Litauen, Lettland und Estland— durch ein geheimes Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes vom

23. August 1939 von Deutschland und Rußland verurteilt wurden, ihre staatliche Selbständigkeit aufzugeben, sind sie immer mehr aus dem geographischen und politischen Bewußtsein des Westens verschwunden.

Während der Deportationszeit 1940 bis Anfang der fünfziger Jähre starben Hunderttausende gläubige Litauer. Die Verfolgung der Christen hat bis heute nicht nachgelassen.

Die jetzige Kirche Litauens ist in zwei Erzdiözesen eingeteilt: Vilnius und Kaunas. Dazu gibt es die vier Suffraganbistümer Kaišiadorys, Panevėžys, Teisiai und Vilkaviškis sowie die Prälatur Klaipeda, 630 Pfarren und 695 Geistliche. Im einzigen Priesterseminar in Kaunas studieren derzeit 120 Theologen. Vergangenes Jahr gab es 19 Priesterweihen.

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