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Der Streit um Peymann

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Claus Peymann bleibt bis 1999 Direktor des Wiener Burgtheaters, sein einstiger Widerpart als Ensemblevertreter, Franz Morak, kandidiert für die ÖVP bei der Nationalratswahl. Damit wird klar, wie eng Politik und Kultur zusammenhängen.

Daß Peymanns Vertrag verlängert wird, kann nicht überraschen. Erstens hat Unterrichtsminister Rudolf Schölten vermutlich gar 1 nicht ernsthaft nach einer Alternative gesucht, zweitens sind gute Kandidaten wirklich rar, und drittens kam im Fall Peymann heimische Parteipolitik alten Musters zum Tragen: Wen der Gegner besonders attackiert, den lassen wir uns nicht abschießen. Die Rechnungshof-Vorwürfe werden daher auch nur teilweise akzeptiert.

Daß über Peymanns Direktion (als Regisseur ist er ja weithin unbestritten) ein von wenig Sachkenntnis und Dialogfähigkeit getrübter Glaubenskrieg ausgefoch-ten wird, in dem die andere Seite jeweils ins „rechte" oder „linke" Eck gestellt wird, ist nicht neu. Die einen nennen Zahlen (weniger Premieren, weniger Einnahmen, weniger Besucher, mehr Schließtage), die anderen relativieren diese Zahlen, verweisen auf - natürlich subjektive - künstlerische Wertungen und betonen, Peymann habe mehr zeitgenössische österreichische Autoren auf-

Ü. rt als seine Vorgänger, ie Frage, wieviel Geld (des Steuerzahlers) die „hohe Kunst" des Burgtheaters (wenn nur mehr eine schwindende Zahl von Besuchern sie als solche wahrnimmt) kosten darf, ist zwar verpönt, unberechtigt ist sie aber (auch angesichts der beachtlichen Leistungen anderer Theater mit wesentlich geringeren Mitteln) keineswegs. Gerade „linke" Theatermacher müßten hier maßvoll denken.

Zehn Jahre Peymann wären genug gewesen. Claus Peymann ist (sicher einer der fähigsten) Vertreter des verschwenderischen deutschen Regietheaters des ausklingenden 20. Jahrhunderts, sein Abgang 1999 macht deutlich: ein Burgtheaterchef fürs dritte Jahrtausend ist er nicht. Daß Rudolf Schölten noch keinen Nachfolger finden konnte oder wollte, offenbart die Schwäche dieses Ministers, zu erkennen, wie sehr das Haus am Ring schon heute drin-

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