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Personifiziertes Jahrhundert
(Carinthischer Sommer, Ossiach) Sein zu feiernder 85. Geburtstag war dem Carinthischen Sommer Anlaß zu einer siebentägigen Ernst Krenek-Perspektive. Geehrt wurde damit jener Komponist, der nicht nur in frühen Jahren mit seinem fälschlich als Jazzoper charakterisierten Bühnenwerk „Jonny spielt auf” einen Sensationserfolg für sich buchen konnte und der es nach einem halben Jahrhundert auch noch erlebt hat, daß seine für die Staatsoper geschriebene Zwölftonoper „Karl V.” doch noch in diesem Haus herauskam, sondern der in seinem Werk so gut wie sämtliche musikalischen Moden unseres Jahrhunderts widerspiegelt.
Knüpft er in seinem frühen Opus an die Spätromantik an, so läßt Krenek schon knapp später expressive Momente miteinfließen. Anschließend begeistert er sich an der Neoklassik, findet dann Gefallen an Schuberts Frühromantik, erarbeitet sich seinen persönlichen dodekapho-nischen Stil und zeigt auch engagiertes Interesse an elektronischer Musik sowie an seriellen und aleatorischen Techniken.
Aus seinen Librettos spricht seine umfassende humanistische Bildung, seine zahlreichen Essays knüpfen in ihrer Mischung von Klarheit des Ausdrucks und Originalität der Themenstellung und -behandlung an sein Vorbild Karl Kraus an.
Mit einer Auswahl aus seinem Orchester- und Kammermusikschaffen, der szenischen Aufführung seiner Kammeroper „Vertrauenssache” sowie einem Gespräch, worin Krenek auf sein Schaffen und Leben rückblickte, erinnerte das Kärntner Festival bewußt schwerpunktartig verdienstvoll auf diesen letzten lebenden Großen aus dem Schönberg-Kreis.
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