6876694-1978_46_04.jpg
Digital In Arbeit

Schämt sich die ÖVP der Vergangenheit?

Werbung
Werbung
Werbung

„Gerade wir wären schlecht beraten, wenn wir das Österreich von heute ohne seine Vergangenheit betrachten wollten“, erklärte Vizekanzler a. D. Fritz Bock dieser Tage.

Josef Taus ist schlecht beraten. Als höchster Repräsentant einer Partei, die sehr wesentlich am Aufbau der Zweiten Republik beteiligt war, und deren weltanschaulicher Vorläufer die Geschichte der Ersten Republik geschrieben hat,, blieb er am 60. Jahrestag der Gründung dieser Republik stumm.

Wo doch sonst die ÖVP nicht so mundfaul ist. Letzte Woche

teilte die ÖVP durch Josef Taus etwa mit: „Nur 30 Prozent folgten dem Aufruf Kr eiskys“, Sixtus hanner hingegen tat die andere Seite der Medaille kund: „70 Prozent der Österreicher sind Kreiskys Aufruf nicht gefolgt.“

Lag es nicht gerade auf der Hand, daß Taus diesmal erklärte: „Vor 60 Jahren wurde die Republik begründet“, und Lanner: „Vor 60 Jahren ging die Monarchie in Scherben“

(oder umgekehrt).

Doch Sarkasmus beiseite: Die Sozialisten wissen, daß Vergangenheit auch Kapital für die Zukunft bedeutet. Allein am letzten Wochenende gab es eine Republik-Feier des SPÖ-Vorstandes im vollbesetzten Burgtheater, ein Symposium zum 40. Todestag von Otto Bauer, ein Gedenken des 60. Todestages von Victor Adler, Kranzniederlegungen am Republikdenkmal.

Auch die Kommunisten hatten ihr Spektakel. Unter dem Motto: KPÖ immer für Österreich.

Und die ÖVP? Keine offizielle Veranstaltung (nur die Parteijugend traf sich mit Fritz Bock). Will diese Partei die Zukunft gewinnen, indem sie die Vergangenheit verliert?

Wer wissen wollte, was Persönlichkeiten wie Jodok Fink, Leopold Kunschak oder Friedrich Funder zu 1918 zu sagen hatten, mußte ins Burgtheater gehen. Zu den Sozialisten.

Zu wem sonst?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung