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… da waren es nur drei?

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Der Wiener — sofern er nicht an den nur fragmentarisch von einigen Bezirksorganisationen der SPÖ veranstalteten Feiern teilnahm — wurde des Jahrestages der Ausrufung der Republik Österreich nur durch eine um das Denkmal Reumanns, Viktor Adlers und Hanuschs geschlungene rotweißrote Bauchbinde gewahr. Deren Beschriftung jedoch mußte insbesondere bei der geringinformierten jüngeren Generation den Eindruck hervorrufen, daß die österreichische Republik mit der SPÖ identisch war und ist. Das aber war schon im November 1918 nicht der Fall und ist es heute schon gar nicht mehr. Das sogenannte Republikdenkmal ist schon immer nur ein — übrigens auch in diesem Sinne unzulängliches — Denkmal des sozialdemokratischen Anteils an der Gründung der Republik gewesen. Daß Reumann, Adler und Hanusch schon gestorben waren und zum Beispiel Otto Bauer und Renner noch lebten, als das Denkmal aufgestellt und dem Volk als Denkmal der Republik präsentiert WIIKII, zeigt, zu welch s.chiefen. (und verhängnisvollen) Darstellungen die V nöpfung eines tagespolitischen ‘mit dem siaatspolitischen Fntefėsse führlfii kann. Die Sozialdemokratie hat der Republik keinen guten Dienst erwiesen, als sie den Anteil solcher Männer wie Jodok Fink, Kunschak, Mayr und anderer verdunkelte, die sich’s später darum immer schwerer um die Verteidigung der Republik taten (ebenso schwer wie mancher SP-Führer in der eigenen Partei). Ebenso wenig staats- männisch trug dieses Verhalten der SP solchen Tatsachen Rechnung, wie daß etwa in jenen Tagen des Oktober und November 1918 aus der Provinz Willenskundgebungen von allen Par teien gebildeter Landesausschüsse in Kärnten, Steiermark, Oberösterreich und Niederösterreich Vorlagen, die mit weit weniger Zurückhaltung als die meisten Wiener (die Mitglieder des SP- Klubs des alten Reichsrates eingeschlossen) den historischen Punkt auf das durch den Abfall dier übrigen Nationalitäten hervorgerufene I setzten.

Noch weniger ist es aber heute angebracht und weise von der SPÖ, die Republik für sich in Beschlag zu legen, die 1945 schon überhaupt nicht mehr allein von der SPÖ wieder ins Leben gerufen worden ist und mit der sich heute 99,9 Prozent der Bevölkerung vielleicht nicht mehr deklamatorisch, aber in der Praxis identifizieren. Warum also mit Gewalt unrepublikanische Kristallisationen hervorrufen, indem man alle jene, die der SPÖ nicht angehören, stillschweigend einem potentiellen Anti- oder Arepublika- nismus zuzählt? Aus Parteiinteresse? Keine Partei in diesem Land ist es wert, höher als die Republik selbst gestellt zu werden.

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